Endoprothesen: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Kobalt - Große Registerstudie aus Schweden mit 14 Jahren Nachbeobachtungszeit gibt Entwarnung

Zahlreiche Gelenkendoprothesen enthalten Kobalt – ein Metall, das innerhalb der EU wohl zukünftig als potenziell krebserregend eingestuft werden wird. Einer schwedischen Registerstudie zufolge wird jedoch aus den verwendeten Legierungen nur so wenig Kobalt freigesetzt, dass das Krebsrisiko für Prothesenträger nicht steigt. Kobalt ist das Zentralatom von Vitamin B12 und als Spurenelement für den Menschen essenziell. In größeren Mengen wirkt es allerdings kanzerogen; daher wird in der EU momentan diskutiert, das Schwermetall als potenziell krebserregend einzustufen. In diesem Fall müssten Ärzte ihre Patienten vor dem Einsatz eines kobalthaltigen Implantats auf diese Gefahr hingewiesen, was die Betroffenen unnötig verunsichern würde.

In Kunstgelenken sei Kobalt ausschließlich in Form von Legierungen enthalten, aus denen das Schwermetall nur in sehr geringen Mengen freigesetzt werde, sagte dazu kürzlich die European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT). Kobalthaltige Implantate seien sicher – eigene Untersuchungen hätten ergeben, dass die Kobalt-Belastung durch ein Implantat um den Faktor 25 unter derjenigen liege, bei der systemische Effekte auftreten. Daran ändere auch die möglicherweise bevorstehende Kennzeichnungspflicht nichts.

Große Registerstudie aus Schweden mit 14 Jahren Nachbeobachtungszeit gibt Entwarnung

Zur selben Schlussfolgerung gelangte jüngst eine Arbeitsgruppe der Universität Uppsala in Schweden um Professor Nils Hailer [1]. Im International Journal of Cancer publizierte sie eine retrospektive Beobachtungsstudie, in der die Daten von 126 276 Personen mit künstlichem Hüftgelenk analysiert wurden. Die Patienten hatten in den Jahren 1992 bis 2012 in Schweden eine zementierte Hüft-TEP erhalten und wurden, ebenso wie 555 757 Kontroll-Patienten ohne Prothese, durchschnittlich 14 Jahre nachbeobachtet. Die einbezogenen Daten stammen aus dem Swedish Hip Arthroplasty Registry (SHAR), dem Swedish Cancer Registry sowie dem Swedish National Patient Registry. Die Untersuchung ergab keinen Anstieg des Krebsrisikos durch den Gelenkersatz, sondern sogar ein geringfügig niedrigeres Krebsrisiko für Prothesenträger (HR 0,97). Einzig beim malignen Melanom war eine statistisch signifikante Risikozunahme zu verzeichnen, die jedoch auch nur gering war (HR 1,15). Weitere separate Analysen für Frauen und Männer, für Patienten, die das Implantat mindestens fünf Jahre lang trugen sowie für Patienten mit einer Krebs-Anamnese brachten ähnliche Ergebnisse. „In dieser Studie mit einer großen, gut definierten Population und langer Nachbeobachtungszeit konnten wir kein erhöhtes Krebsrisiko nach dem Einsatz einer Totalendoprothese der Hüfte feststellen“, so das Fazit der Autoren. Dieses beruhigende Ergebnis solle bei der Aufklärung von Patienten vor einem entsprechenden Eingriff erwähnt werden.

  1. Hailer NP, Garland A, Gordon M, et al (2020) No generally increased risk of cancer after total hip arthroplasty performed due to osteoarthritis. Int J Cancer 147: 76–83