Langzeitergebnisse mit sklerafixierten Hinterkammerlinsen

Der Kapselsack ist der bevorzugte Ort der Implantation einer IOL – nicht immer allerdings ist dies dem Kataraktchirurgen möglich. Ein ausreichend starker Kapselsack steht beispielsweise nach intraoperativen Komplikationen wie einer hinteren Kapselruptur oder bei Aphakie nicht zur Verfügung. Eine Alternative, die bereits 1955 und damit nur 6 Jahre nach Harold Ridleys Pioniertat der ersten IOL-Implantation überhaupt von einer italienischen Arbeitsgruppe vorgeschlagen wurde, ist die Fixation einer Kunstlinse mit Hilfe von Skleranähten. Im Gegensatz zu anderen Optionen bei fehlender Kapselstabilität – wie z.B. der irisfixierten Vorderkammer-IOL und der ebenfalls in der Vorderkammer befindlichen Flexible loop-IOL – wird bei der Positionierung der Linse in der Hinterkammer kaum mit der wichtigsten Komplikation der anderen Methoden zu rechnen sein: dem deutlichen Rückgang an Endothelzelldichte in der Hornhaut.

Aus dem Institut Barraquer in Barcelona ist jetzt eine Studie mit einer recht großen Patientenzahl vorgelegt worden, in deren Ergebnissen sich nach Einschätzung der Autoren um Rafael Ignacio Barraquer die hohe Effektivität und geringe Komplikationsrate der Technik einer sklerafixierten Hinterkammerlinse widerspiegeln. Erfasst wurden 345 Augen von 307 Patienten eines Durchschnittsalters von 58 Jahren, die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei 45 Monaten. Der häufigste Grund für die Sklerafixation war bei 61% der Patienten eine Aphakie, die zweithäufigste Indikation war eine luxierte oder subluxierte IOL beim Primäreingriff (19,4%), gefolgt von einer luxierten oder subluxierten Katarakt.

Intraoperative Komplikationen traten in 4% der Fälle auf, am häufigsten waren dabei Irisblutungen. Eine Re-Operation aufgrund eines Nahtrisses, eine der wichtigsten potentiellen Probleme bei dieser Technik, wurde bei 25 Augen (7,2%) notwendig und dies im Schnitt 40 Monate nach der Erstoperation. Die Patienten, bei denen es zu diesem Ereignis kam, waren mit 46 Jahren beim ersten Eingriff deutlich jünger als der Durchschnitt der Patienten in der spanischen Studie. Ein Glaukom nach Implantation einer sklerafixierten Hinterkammerlinse (bei 73% handelte es sich um einstückige IOL) entwickelten während der Nachbeobachtungszeit 5,5% der Augen, ein Makulaödem 3,2% und eine Netzhautablösung 1,7%. Sowohl die Häufigkeit des Nahtrisses als auch des Glaukoms lagen deutlich unter den Zahlen, die hierzu verschiedentlich in der Literatur auftauchen: Eine Arbeit aus dem Jahr 2006 hatte von 57% Nahtrissen berichtet, eine Publikation aus dem Jahr 2009 von einem erhöhten Intraokulardruck bei 44% der Augen.  Der bestkorrigierte Visus der mit einer sklerafixierten IOL versorgten Augen war im Laufe der Beobachtungszeit deutlich besser als präoperativ, lag indes nicht ganz auf dem Niveau der meisten Daten mit kapselsackfixierten IOL bei komplikationslosem Verlauf: Die BCVA stieg im Schnitt von präoperativ logMAR 0,44 (Dezimalvisus: etwas besser als 0,32) auf logMAR 0,6 nach 2 und auf logMAR 0,32 (Dezimalvisus: knapp unter 0,5) nach 6 Jahren an. Der durchschnittliche Augeninnendruck hatte in dem Kollektiv vor der Operation bei 16,3 mmHg gelegen und betrug nach 5 Jahren 14,6 mmHg.

Portabella MM et al (2019) Long-term outcome of scleral-sutured posterior chamber intraocular lens: a case series. Br J Ophthalmology, online publiziert am 21. August. doi:10.1136/bjophthalmol-2019-314054