Adipöse Kinder erkranken später häufiger an Krebs

Kinder, die bereits im Grundschulalter zu dick waren, erkrankten im späteren Leben häufiger an  unterschiedlichen Krebserkrankungen, die mittlerweile mit Adipositas in Verbindung gebracht werden. Dieser Zusammenhang zeigte sich selbst dann, wenn sich das Körpergewicht bis zur Musterung normalisiert hatte – das hat eine Untersuchung aus Schweden ergeben, die kürzlich in Cancer Communications publiziert wurde [1]. Dass Adipositas ein wichtiger Risikofaktor für Krebs ist, gilt bei Erwachsenen für immerhin 13 Krebsarten als nachgewiesen: Dazu zählen Krebserkrankungen in Uterus, Ösophagus, Magen, Leber, Nieren, Pankreas, Dickdarm, Gallenblase, Brust, Ovar und Schilddrüse sowie Meningeom und das multiple Myelom.

Bis dato war man davon ausgegangen, dass Adipositas erst im Erwachsenenalter Krebserkrankungen begünstigt

Nun zeigt eine Studie aus Schweden, dass der schädliche Einfluss offenbar bereits in jungen Jahren beginnt. Die Wissenschaftler von der Universität Göteborg analysierten Daten von 36 566 Männern der Jahrgänge 1945 bis 1961, deren Körpergewicht und -größe erstmals bei Schuluntersuchungen im Alter von acht Jahren registriert worden war, die zweite Untersuchung fand dann im Alter von etwa 20 Jahren während der Musterung für die schwedische Armee statt. Bisher sind 1562 Männer im Alter von 37,7 bis 45,6 Jahren an einem der mit Übergewicht assoziierten Krebsarten erkrankt und 570 daran gestorben. Insgesamt waren das 32 Prozent aller Krebserkrankungen und 55 Prozent aller Todesfälle. Kinder, die im Alter von acht Jahren übergewichtig waren, hatten ein um 51 Prozent erhöhtes Risiko für eine der Krebserkrankungen – auch das Risiko, an den Krebserkrankungen zu sterben, war signifikant höher als bei Normalgewichtigen. Sogar die Jungen, die ihre Adipositas bis zur Musterung überwunden hatten, zeigten ein erhöhtes Krebsrisiko, während für die Männer, bei denen erstmals bei der Musterung starkes Übergewicht registriert worden war, kein Zusammenhang zu erkennen war.

Die  retrospektive Datenanalyse kann den Zusammenhang zwar letztlich nicht sicher beweisen, zumal beispielsweise Lebensstilfaktoren im Erwachsenenalter nicht berücksichtigt wurden  – doch die Autoren vermuten, dass die Kindheit eine für die Krebsentwicklung besonders sensible Entwicklungsphase sein könnte. So könnten etwa epige­netische, endokrine oder metabolische Programmierungen durch systemische Entzündung, Hyperinsulin­ämie, Störungen der Adipokin-Synthese oder eine übermäßige Stimulation durch Wachstumshormone oder den insulinähnlichen Wachstums­faktor-1 (IGF-1) ursächlich für ein langanhaltendes Krebsrisiko sein.

  1. Celind J, Bygdell M, Martikainen J, et al  (2022) Childhood overweight and risk of obesity-related adult cancer in men. Cancer Commun doi.org/10.1002/cac2.12286