Ärzte wenden 60 Arbeitstage im Jahr für Verwaltungstätigkeiten auf

Der bürokratische Aufwand der Ärzte nahm im Jahr 2018 erneut zu. Wie der gemeinsame Bürokratieindex der Fachhochschule des Mittelstands und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigt, wenden Ärzte und Psychotherapeuten in der vertragsärztlichen Versorgung aktuell insgesamt 323000 Stunden mehr für Verwaltungstätigkeiten auf als im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 0,6%. Insgesamt fallen über alle Praxen hinweg etwa 54,5 Millionen Nettostunden an Verwaltungstätigkeiten an. Jede Praxis benötigt demnach durchschnittlich etwa 60 Arbeitstage pro Jahr für die Erledigung bürokratischer Aufgaben.

Ursachen liegen in demografischem Wandel und mehr Beschäftigten

Eine Ursache für den erhöhten Verwaltungsaufwand sehen die Studienautoren in den Folgen des demografischen Wandels. So sei dieser nicht nur für eine steigende Nachfrage nach medizinischen Leistungen verantwortlich, sondern auch für den damit verbundenen Mehraufwand an Dokumentationen und Bescheinigungen. „Ältere und mehrfacherkrankte Patienten gehen öfter zum Arzt und benötigen mehr ärztliche Leistungen. Dadurch erhöht sich auch der bürokratische Aufwand“, so KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. Neben der allgemeinen Patientendokumentation führe auch der Datenaustausch mit Kollegen – insbesondere die Verordnung für häusliche Krankenpflege, Heilmittel und Krankenbeförderungen – zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand. Zudem führe die steigende Anzahl an Beschäftigten in Deutschland zu einer häufigeren Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen – diese gehörten mit einem Aufwand von insgesamt 4,9 Millionen Nettoarbeitsstunden zu den zeitintensivsten Dokumenten.

Der Bürokratieindex wurde in diesem Jahr bereits zum dritten Mal erarbeitet. Er berücksichtigt nur den Anteil an Verwaltungsaufgaben, der durch Vorgabe der Selbstverwaltung auf Bundesebene verursacht wird. Bürokratische Aufgaben, die durch gesetzliche Regelungen verursacht werden, werden vom Statistischen Bundesamt in einem eigenen Index geführt.

Der ausführliche Index kann auf der Internetseite der KBV nachgelesen werden: http://www.kbv.de/media/sp/BIX2018_Projektbericht.pdf