Avatare sollen in die Onlinesprechstunde einführen

Telemedizinische Anwendungen verhindern das Risiko einer Ansteckung in den Arztpraxen und Kliniken und gewährleisten gleichzeitig die medizinische Betreuung – trotz dieser Vorteile gegenüber einer Behandlung vor Ort stößt die Telemedizin hierzulande auf verhaltene Akzeptanz. Das soll sich nun ändern – und zwar mithilfe des Forschungsprojekts „Hybride Interaktionssysteme zur Aufrechterhaltung der Gesundheit auch in Ausnahmesituationen“ (HIVAM), an dem der Fachbereich Informatik der Universität Hamburg, die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, die Hochschule Düsseldorf sowie das die Unternehmen Sympatient sowie apoQIar beteiligt sind. Gefördert wird dieses Verbundprojekt über drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,8 Millionen Euro. Die bisherigen telemedizinischen Anwendungen stehen u. a. in der Kritik, weil die Kommunikation zwischen Sprachassistenten und Patienten wenig natürlich sei, weil die Anwendungen nicht nutzerfreundlich und die Anpassung an bestehende Systeme und Prozesse häufig nur schwer umzusetzen seien. Diese Probleme will das Team des Forschungsprojekts nun angehen und dafür die menschliche Intelligenz realer Gesundheitsexperten mit künstlicher Intelligenz (KI) und Mixed Reality (MR) vereinen. KI-gestützt werden virtuelle 3D-Avatare der medizinischen Experten generiert. Mobile Endgeräte, 3D-Datenbrillen oder anderen MR-Anwendungen bilden diese ab und messen gleichzeitig über verschiedene Sensoren Patientendaten wie Blutdruck oder Blutzuckerspiegel. Die Avatare sollen die sich anschließenden Onlinesprechstunden, in denen der Arzt den Patienten digital berät und untersucht, vorbereiten. Im Vergleich zu bisherigen Sprachassistenten können KI-gestützte virtuelle 3D-Avatare nicht nur die von den Patienten vermittelten Informationen verstehen, sondern beherrschen darüber hinaus Mimik und Gestik. Dadurch erscheinen sie empathisch und erzeugen Vertrautheit, was v. a. bei als peinlich empfundene Beschwerden oder psychischen Erkrankungen hilfreich sein kann. Professor Dr. Frank Steinicke vom Fachbereich Informatik der Universität Hamburg und Sprecher des Verbundprojekts betrachtet das KI-assistierte Assistenzsystem als Entscheidungsunterstützung, das die gesundheitliche und pflegerische Versorgung verbessere und zudem die Vor-Ort-Beratung und -Behandlung verbessern könne.