Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e.V. lehnt den aktuellen Vorschlag des GKV-Spitzenverbandes zur Einführung eines zentralisierten Terminvergabesystems entschieden ab. Der Vorschlag soll Ärzte dazu verpflichten, 25 bis 75 Prozent ihrer Termine an ein zentrales Portal zu melden, was das Warten auf einen Facharzttermin noch verschärfen wird. Stattdessen verweist er auf das Haus- und Facharztvertragssystem in Baden-Württemberg, in dem dieses Problem für gesetzlich Versicherte bereits gelöst ist. Der Vorschlag eines zentralisierten Systems, wie jetzt vom GKV-SV präsentiert, würde dagegen zu einer ungesteuerten Belegung von fachärztlichen Kapazitäten führen. Dringend erforderlich ist hingegen die bessere Steuerung durch die vorherige Einschätzung der Dringlichkeit durch Allgemeinmediziner oder Fachärzte.
Es droht eine Benachteiligung vulnerabler Patienten bei Terminvergabe
Der BVOU verweist ferner auf die hohen No-Show- und Ärztehopping-Raten bei digital vereinbarten Terminen – nach Schätzungen etwa 20 bis 30 Prozent. Zu befürchten ist, dass insbesondere chronisch Kranke, die regelmäßige Behandlungen benötigen, durch ein solches System benachteiligt werden. „Ein zentralisiertes System wird diese Problematik nur verschärfen, ohne die eigentlichen Ursachen der Terminverknappung zu adressieren“, betont Dr. Burkhard Lembeck, Präsident des BVOU und führt aus: „Alle Experten sind sich einig: Die Probleme im Gesundheitssystem lösen wir nur durch mehr medizinische Expertise zur Vermeidung von Fehlsteuerung. Mehr Planwirtschaft zur Beseitigung von Mangel – das kann die Lösung nicht sein! Und ketzerisch gefragt: Warum hat man, nicht zuletzt auf Betreiben des GKV-SV, eigentlich die Entbudgetierung bei Neupatienten erst vor kurzem wieder abgeschafft?“ Weiterhin würden solche dirigistischen Maßnahmen einen deutlichen Eingriff in die ärztliche Freiberuflichkeit und die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung darstellen. „Ärzte sind keine Befehlsempfänger“, erklärt Lembeck. „sie üben einen freien Beruf aus, der es ihnen ermöglicht, basierend auf medizinischer Notwendigkeit und Dringlichkeit zu entscheiden, welche Patienten wann behandelt werden. Im Kassenarztsystem steht diese Freiberuflichkeit durch Budgets, Regresse und sonstige Gängelungen schon auf der Kippe – bei weiteren Vorgaben wird der Nachwuchs sich sicher nicht mehr in Haus- oder Facharztpraxis niederlassen.“
Vermittlung von Terminen weiterhin in fachärztlicher Hand
Der BVOU fordert stattdessen, die Ursachen der Terminverknappung zu beseitigen, indem Budgets abgeschafft und die Vermittlung von Facharztterminen durch Praxisteams und Ärzte geregelt werden. Dass dies gelingen kann, zeigen die Haus- und Facharztversorgungsverträge in Baden-Württemberg: Für über eine Million gesetzlich Versicherter existieren keine überlangen Wartezeiten auf den Facharzttermin, da die Koordination durch den Hausarzt erfolgt und der Facharzt keine Kontingentierung kennt. „Lösungen können so einfach sein, wenn sie gemeinsam entwickelt werden“, so Lembeck. Dazu ist der BVOU immer bereit und arbeitet weiter lösungsorientiert.