Darmkrebs-Risiko nach adipositaschirurgischen Eingriffen nicht erhöht

Adipositas ist bekanntermaßen ein Risikofaktor für zahlreiche Krebsarten, einschließlich kolorektaler Karzinome. Ein adipositaschiurgischer Eingriff kann dazu beitragen, das Krebsrisiko zu senken. Allerdings ergaben Studien speziell zu Darmkrebs nach Adipositas- OP widersprüchliche Ergebnisse – einige zeigten ein höheres, andere ein geringeres Risiko. Eine schwedische Langzeit-Untersuchung weist nun nach, dass sich das Risiko für kolorektale Karzinome bei Patienten mit Adipositas durch einen adipositaschirurgischen Eingriff nicht erhöht [1]. Das Team um Dr. Magdalena Taube von der Universität Göteborg nutzte dafür Daten aus der SOS-Studie (Swedish Obese Subjects) und dem schwedischen Krebsregister von über 4000 adipösen Patienten. 2007 Adipöse hatten sich seit 1987 einem bariatrischen Eingriff unterzogen und einen Magenbypass, eine vertikale Gastroplastik oder ein Magenband erhalten. Dieser Gruppe wurden 2040 Betroffene gegenübergestellt, die eine konventionelle Adipositastherapie erhalten hatten.

Mediane Nachbeobachtungszeit von 22 Jahren zeigt kein verändertes Darmkrebs-Risiko nach Adipositaschirurgie

Beide Gruppen waren hinsichtlich Geschlecht, Alter, kardiovaskulären Risikofaktoren, körperlichen und psychosozialen Merkmalen vergleichbar. Die Studienteilnehmer waren zwischen 37 und 60 Jahre alt und hatten zunächst einen BMI von mindestens 34 kg/m². Während der medianen Nachbeobachtungszeit von rund 22 Jahren verloren die Patienten in der Interventionsgruppe deutlich an Gewicht, während die Kontrollpersonen ihr Gewicht weitgehend beibehielten. In dieser Zeit gab es bei den Patienten mit OP 58 Fälle von kolorektalen Karzinomen, in der Kontrollgruppe 67 Fälle. Bei den Patienten nach bariatrischer OP war zudem ein etwas geringeres, jedoch nicht signifikantes Risiko für Rektumkarzinome festzustellen. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bariatrische Eingriffe bei adipösen Patienten in dieser Langzeitstudie nicht mit einem veränderten Risiko für kolorektale Karzinome einhergingen“, erklären die Studienautoren. Die Analyse sei die einzige prospektive, kontrollierte Studie weltweit, die die langfristigen Effekte bariatrischer Operationen im Vergleich mit der klassischen Behandlung untersucht habe und daher von hoher klinischer Bedeutung, so das Fazit. Andere Studien, die ein erhöhtes Risiko für operierte Patienten ergeben hatten, seien möglicherweise nicht auf Störfaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum adjustiert worden. „Ein chirurgischer Eingriff führt bei den meisten Patienten zu einem deutlichen Gewichtsverlust und einer besseren Gesundheit, aber es ist weiterhin wichtig für sie, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und sich auch nach der Operation regelmäßig untersuchen zu lassen“,  resümiert Studienleiterin Taube.

  1. Taube M, Peltonen M, Sjöholm K, et al (2021) Long-term incidence of colorectal cancer after bariatric surgery or usual care in the Swedish Obese Subjects study. PLOS One 25. März 2021. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0248550