Das Interesse an digitalen Angeboten in der Medizin wächst

Immer mehr Versicherte halten eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens für notwendig. Das habe nicht zuletzt die Coronapandemie gezeigt, gaben 78 % der Teilnehmer bei einer von Bitkom durchgeführten Befragung an. Der Digitalverband Bitkom führte zwei repräsentative Befragungen im Mai sowie Anfang Juli 2021 durch. An der ersten Befragung nahmen 1.157 und an der zweiten 1.005 Personen teil. 75 % von ihnen sind sogar der Auffassung, dass sich Krisen wie die Corona-Pandemie mit digitalen Technologien besser bewältigen lassen, 2020 waren nur 53 % dieser Meinung. 87 % beurteilten die Nachverfolgung von Infektionsketten durch die Gesundheitsämter während der Pandemie als zu langsam. 71 % wünschen sich einen schnelleren Ausbau digitaler Angebote in der Medizin (2020: 6 %) und 70 % glauben, dass Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems anderen Ländern hinterherhinke (2020: 60 %). 

Digitaler Impfnachweis, E-Rezept – Zustimmung überwiegt

Bei der im Juli 2021 durchgeführten Befragung ging es vor allem um den seit dem 1. Juli 2021 verfügbaren digitalen Impfnachweis. Diesen haben 42 % der Befragten bereits auf dem eigenen Smartphone abgespeichert, 2 % haben dafür das Gerät einer anderen Person verwendet. 41 % wollen sich zukünftig um den digitalen Impfnachweis kümmern, davon 26 % „in jeden Fall“ und 15 % „wahrscheinlich“. 12 % haben kein Interesse am digitalen Impfnachweis, obwohl sie ein Smartphone besitzen. Am 1. Juli 2021 starteten zudem die ersten Pilotversuche mit dem E-Rezept und die App dafür wurde in den Apple- und Google-Stores bereitgestellt. 59 % der Befragten gaben an, das E-Rezept in Zukunft nutzen zu wollen, im Vergleich zu 39 %, die daran kein Interesse haben. 51 % derer, die das E-Rezept nutzen wollen, hoffen, dass Wechselwirkungen automatisch erkannt werden. 44 % von ihnen schätzen insbesondere das papierlose Prozedere, 30 % freuen sich auf digitale Medikationspläne und 25 % auf die automatische Erinnerung zur Medikamenteneinnahme.

Elektronische Patientenakte: Patienten schätzen Vorteile, Nutzung aber noch sehr verhalten

Ebenfalls neu in diesem Jahr ist die seit dem 1. Januar von der gesetzlichen Krankenversicherung angebotene elektronische Patientenakte (ePa). 66 % der Befragten wollen diese zukünftig nutzen, aber nur 0,2 % tun das derzeit tatsächlich (Stand: Mai 2021). Für 21 % kommt die ePa nicht infrage und 10 % haben sich mit ihr noch nicht weiter beschäftigt. Von den an der ePa Interessierten halten es 74 % für vorteilhaft, dass andere Ärzte Diagnosen, Befunde oder Arztbriefe einsehen können. 71 % von ihnen wollen mithilfe der ePa die eigene Krankheitsgeschichte besser überblicken und 64 % hoffen, dass sich durch die digitale Dokumentation Doppeluntersuchungen vermeiden lassen. Diejenigen, die die ePa ablehnen, haben unter anderem Bedenken, dass ihre Daten nicht sicher sind (56 %). 52 % halten Eingabefehler für möglich und 31 % die Beantragung für zu aufwendig.

Videosprechstunde: Bitkom sieht wenig Begeisterung

Die Videosprechstunde findet wenig Anklang, so das Ergebnis der Bitkom-Studie. Lediglich 14 % der Deutschen ab 16 Jahren haben von diesem Tool in den vergangenen 12 Monaten bereits Gebrauch gemacht (2020: 13 %, 2019: 5 %). In der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen haben 22 % ihren Arzt schon einmal digital konsultiert, bei den 16- bis 29-Jähringen taten das 18 % und bei den 30- bis 49-Jährigen 15 %. Bei den Senioren ab 65 Jahren ist das Interesse mit 3 % am geringsten. Seit fast einem Jahr gibt es außerdem zertifizierte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die Ärzte auf Rezept verschreiben können. 51 % der von Bitkom Befragten zeigen sich diesen Gesundheits-Apps gegenüber offen, 45 % haben allerdings kein Interesse daran.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) wurde 1999 gegründet und vertritt mehr als 2.000 in der digitalen Ökonomie tätige Mitgliedsunternehmen, die Software und IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste anbieten sowie Geräte und Bauteile herstellen. Übergeordnetes Ziel des Branchenverbands ist es, Deutschland zu einem führenden Digitalstandort zu machen, die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft und Verwaltung voranzutreiben, digitale Souveränität zu stärken und eine breite gesellschaftliche Teilhabe an den digitalen Entwicklungen zu erreichen.