DGTHG hält trotz Erfolg der „Schweineherztransplantation“ menschliche Organspende für unverzichtbar

Erstmals wurde im den USA einem männlichen, 57jährigen Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz ein genetisch modifiziertes Schweineherz eingepflanzt. Diese Xenotransplantation wird von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) als wichtiger Entwicklungsschritt im Bereich der Transplantationsmedizin angesehen. „Schweineherzen sind anatomisch gesehen dem menschlichen Herzen sehr nahe. Größe und Funktion ähneln sich“, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert, Vizepräsident der DGTHG. „Daher forscht die Transplantationsmedizin mit unterschiedlichen Ansätzen bereits seit 40 Jahren auf dem Gebiet der Xenotransplantation. Kürzlich erst wurde in einer Studie Pavianen gentechnologisch angepasste Schweinherz transplantiert, die mehr als sechs Monate überlebten. Das Münchener Forscherteam um Herzchirurg Prof. Bruno Reichart hat hier Pionierarbeit geleistet; ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der Xenotransplantation.“

Mangel an Spenderorganen Ursache für Forschung

Rund 9000 Patientinnen und Patienten stehen allein in Deutschland aktuell auf der Warteliste für unterschiedliche Spenderorgane. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 339 Spenderherzen transplantiert; mehr als zweimal so viele schwer herzkranke Menschen warten bundesweit auf ein Spenderherz. Auch mit dem wissenschaftlichen Erfolg der ersten erfolgreichen Tierherz-Transplantation auf einen Menschen, bleibt gegenwärtig – und bis auf Weiteres – die menschliche Organspende der Goldstandard. Ein menschliches Spenderherz kann länger als 20 Jahre „funktionieren“; bei transplantierten Schweineherzen gibt es noch keine Daten. Wesentliche wissenschaftliche Fragen müssen noch fundiert beantwortet werden. Die mechanische Herzunterstützung zeigt ebenfalls bereits seit Jahren gute Ergebnisse für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz. „Auch wenn die Schweineherz-Transplantation möglicherweise ein weiterer Meilenstein in der Transplantationsmedizin ist, so sind wir erst am Anfang. In den nächsten zehn Jahren wird ein Tierherz in der Routine das menschliche Spenderherz nicht ersetzen können“, so Herzchirurg Gummert.

Xenotransplantation birgt Risiken

„In erster Linie kann die Xenotransplantation mit einer starken und schwer unterdrückbaren Abstoßungsreaktion einhergehen“, erklärt Gummert. Auch Infektionen können ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor sein. Die Zellen, und somit auch das Gewebe des Schweineherzens, sind anders als beim Menschen. Um Abstoßreaktionen weitgehend zu minimieren, ist zunächst eine Modifikation nötig. Durch die Entwicklung der sogenannten Genschere ist die Anpassung einfacher geworden.

Doch weder zur langfristigen Funktion noch zur „Haltbarkeit“ im menschlichen Körper lassen sich derzeit wissenschaftlich fundierte Aussagen treffen. Theoretisch ist es denkbar, dass auch weitere genmodifizierte Organe in den Menschen transplantiert werden können. Kürzlich wurde über eine extrakorporal angeschlossene Niere berichtet. „Im Moment bleibt dies aber eine Vision. Wir brauchen weitere Forschung“, so der DGTHG-Vizepräsident. Der Vorteil wäre, dass es im Idealfall keinen Mangel mehr an Spenderorganen gibt. „Das ist jedoch Zukunftsmusik“, meint Gummert. „So lange können wir als DGTHG nur zur Organspende aufrufen.“

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