Eberhart Zrenner in die „Hall of Fame“ der Ophthalmologie aufgenommen

Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner (links) erhält die Urkunde für die Aufnahme in die Hall of Fame durch Dr. med. Armin Scharrer.

Seit 2014 werden während des Internationalen Kongresses der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) mindestens zwei Persönlichkeiten für „ihr herausragendes Lebenswerk und ihre Verdienste um die Augenheilkunde“ dadurch geehrt, dass sie in eine imaginäre „Hall of Fame Ophthalmologie“ aufgenommen werden. Neues Mitglied dieser Ruhmeshalle ist seit dem 16. Mai 2025 Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner (Tübingen).

Der Entwickler des Retina-Implantates und einer der bedeutendsten Sehforscher

Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner war als Professor für Augenheilkunde an der Universität Tübingen und als Direktor des von ihm gegründeten Forschungsinstituts für Augenheilkunde an der Universitätsaugenklinik Tübingen tätig. Seit dem Jahr 2013 hat er eine Seniorprofessur für Augenheilkunde am Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften inne. Als weltweit anerkannter Experte für degenerative Erkrankungen der Netzhaut war er federführend an der Entwicklung elektronischer subretinaler Netzhautimplantate zur Wiederherstellung der Sehleistung bei Blinden beteiligt. Zudem war er maßgeblich an der Entwicklung und Durchführung der weltweit ersten okulären Genersatztherapie bei Farbenblindheit und den ersten Gentherapie-Entwicklungen in Deutschland bei erblichen Netzhautdegenerationen beteiligt. E. Zrenner wurde unter anderem mit dem Ludwig-von-Sallmann-Preis und den Karl Heinz Beckurts-Preis ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Er war Sprecher des Sonderforschungsbereiches 430, bis 2009 Mitglied des Wissenschaftsrates und des Gesundheitsforschungsrates, bis 2005 Senator und bis 2020 Kuratoriumsmitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Zudem ist er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen und Medizinischen Beirats der Pro Retina Deutschland tätig.

Die Laudatoren, Dr. José-Alain Sahel, Prof. Dr. med. Martin Spitzer und Prof. Dr. Marius Ueffing, würdigten seine enthusiastische und hartnäckige Arbeit, insbesondere bei der Entwicklung des ersten Retina-Implantates und bei der Entwicklung von Genersatztherapien bei Patienten mit degenerativen Netzhauterkrankungen. „Für Ihre Leistung, Ihren unermüdlichen Einsatz für die wissenschaftliche Augenheilkunde und damit auch für die Patienten, die Dank Ihrer Arbeit auf bessere Therapien hoffen dürfen, sagen wir Danke“, so M. Spitzer. M. Ueffing verglich die Entwicklung des Retina-Implantates mit der Erfindung des Flugzeuges: „Auch wenn das Erstprodukt nur für eine bestimmte Zeit Sehen möglich gemacht hat, ist es ein Durchbruch. Die Gebrüder Wright sind mit ihrem ersten Flugzeug auch nicht gleich über den Atlantik geflogen. Aber sie sind geflogen, sie sind abgehoben. So ist es auch mit dem Retina-Chip: Er ist geflogen. Nur kurz, aber er hat den Traum vom Sehen nach völliger Erblindung wirklich werden lassen. Eberhart Zrenner hat sich dabei immer wieder neu erfunden, um sich und die Dinge, die ihm wichtig sind, entstehen zu lassen, sie zu erhalten, sie weiterzuentwickeln. Zusammen mit Kollegen im Institut entwickelt er jetzt gerade eine neue Generation von Sehprothesen: Technisch versierter, empfindlicher, hochauflösender. Der Traum vom Sehen nach Erblindung lebt also weiter!“

E. Zrenner zeigte sich von der Aufnahme in die Hall of Fame überwältigt. Seine Errungenschaften seien nur möglich gewesen, da die Forschung innerhalb der Materialwissenschaften und der Biologie glücklicherweise so weit fortgeschritten ist, dass die Entwicklung eines Netzhautchips überhaupt möglich ist. Sein „gewundener“ Lebenslauf mit Erfahrungen innerhalb der Biologie, der Physik, der Physiologie, der Elektrotechnik und der Ophthalmologie ermöglicht es ihm, die „gleiche Sprache“ zu sprechen wie die vielen Forscher, die fächerübergreifend an dem Projekt beteiligt sind. Er sieht die Auszeichnung als gemeinschaftliche Auszeichnung für das gesamte, fächerübergreifende Team. Zu dem Vergleich des Retina-Implantates mit der Entwicklung des Flugzeuges äußerte er sich: „Ich habe mich natürlich sehr gefreut über die Beiträge der Kollegen, die darauf hingewiesen haben, dass Flugzeuge erstmal abheben, vielleicht noch nicht gleich ankommen, aber auch nicht abgestürzt sind. Wir machen weiter!“