Elektrostimulation der Sehnerven: Blinde Kaninchen nehmen Lichtsignale wahr

Bioingenieure aus der Schweiz und aus Italien haben intraneurale Elektroden entwickelt, die es blinden Kaninchen ermöglicht, über eine elektrische Stimulation der Sehnerven Lichtreize wahrzunehmen [1].

Langfristig verfolgen die Ingenieure das Ziel, blinden Menschen auf diese Weise das Sehen zu ermöglichen, ähnlich wie Cochlea-Implantate es ermöglichen, dass gehörlose Menschen hören können. Cochlea-Implantate fangen akustische Signale über ein Mikrofon auf und setzen diese in elektrische Impulse um. Diese Impulse stimulieren über Elektroden die Hörnerven und ermöglichen gehörlosen Patienten das Hören. Bereits seit längerem wird versucht, die Sehnerven von blinden Menschen auf ähnliche Weise mit Informationen zu versorgen. Jedoch kam es bisher durch relativ einfach konstruierte Elektroden zu Bewegungsartefakten und somit zu ständig veränderten visuellen Reizen, die von den Patienten nicht interpretiert werden konnten.

Die nun entwickelte verbesserte intraneurale Elektrode besteht aus einem Bündel von zwölf Drähten und wird zur besseren Fixierung längsseitig in den Sehnerv gestochen. Den Kaninchen wurden unter Narkose elektrische Signale über den Sehnerv an die Sehrinde weitergeleitet, wo sie über Elektroden aufgefangen wurden. Dort führen die Signale – so eine Vermutung der Ingenieure – zu Lichtsignalen oder möglicherweise zu Mustern oder Bildern. Die Entwickler haben nun die Hoffnung, dass Personen mit einer Retinitis pigmentosa zukünftig – zumindest durch das Wahrnehmen begrenzter Lichtsignale – geholfen werden kann, sich in ihrem täglichen Leben zurechtzufinden. Dies könne jedoch nur in derzeit noch nicht geplanten klinischen Studien geklärt werden.

1. Gaillet V et al (2019) Spatially selective activation of the visual cortex via intraneural stimulation of the optic nerve. Nat Biomed Eng 1–14