Endoprothesenregister Deutschland veröffentlicht erstmals „Patienteninformation“

Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) sammelt und analysiert seit 2012 Operationsdaten der Krankenhäuser sowie Daten der Krankenkassen und der Implantathersteller: Ziel ist eine kontinuierliche Qualitätsmessung und -darstellung der endoprothetischen Hüft- und Knieversorgung in Deutschland. Dr. Andreas Hey, Geschäftsführer der EPRD gGmbH: „Es war uns wichtig, einen Teil unserer umfangreichen Datenauswertungen laienverständlich aufzubereiten. Wir möchten Betroffene mit der EPRD-Patienteninformation in die Lage versetzen, gemeinsam mit ihrem Arzt informierte Entscheidungen zu treffen.“ Neben den bislang veröffentlichten ausführlichen Jahresberichten bietet die neue Patienteninformation statistische Daten und Fakten zur Inzidenz, Aufschluss über die am häufigsten verwendeten Prothesentypen und Verankerungen, Erläuterungen zu den Prothesenkomponenten sowie den häufigsten Gründen für eine Wechseloperation.
Im Jahr 2019 wurden insgesamt 157 681 Hüft-Erstimplantationen im EPRD erfasst. In mehr als 90 Prozent dieser Fälle wurde eine Totalendoprothese eingesetzt, weit seltener kommt eine Teilendoprothese zum Einsatz. Sie wird nur in etwa zehn Prozent aller Operationen – vor allem bei Schenkelhalsbrüchen – benutzt. Bei den Knieendoprothesen stellt sich das Verhältnis 86:14 dar; es lässt sich ein Trend zu sogenannten unikondylären Versorgungsformen, bei denen nur ein Teil des Kniegelenks ersetzt wird, feststellen. Sie machen inzwischen 14 Prozent der im letzten Jahr erfassten 124 677 Knie-Erstimplantationen aus. Allerdings liegen die Ausfallrisiken nach vier Jahren bei den unikondylären Prothesen fast doppelt so hoch wie bei den Knietotalendoprothesen.

Durchschnittlicher Body-Mass-Index der Patienten mit Kniegelenkersatz liegt bei 30

Untersucht wurden für 2019 auch patientenbezogene Risikofaktoren, die sich auf die Dauer des Verbleibs im menschlichen Körper, die sogenannte „Implantatstandzeit“, auswirken. Demnach beeinflussen Faktoren wie Alter, Geschlecht, BMI und Begleiterkrankungen die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Implantats signifikant. Besonders deutlich zeigt sich dieser Effekt beim Body-Mass-Index (BMI): Der BMI eines Normalgewichtigen bewegt sich zwischen 18,5 und 24,9. Frauen und Männer, die erstmalig ein Hüftimplantat erhalten, weisen im Schnitt einen BMI von 27 auf. Einen noch höheren BMI haben Patienten, die ein Knieimplantat benötigen: Er liegt bei durchschnittlich 30. Diese Zahlen untermauern den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Abnutzungserscheinungen – insbesondere am Kniegelenk. Ein weiteres Ergebnis der Datenauswertungen ist: Männer haben bei der Erstimplantation eines künstlichen Hüft- und Kniegelenks ein höheres Risiko für eine Wechseloperation als Frauen und Vorerkrankungen wie Diabetes oder Depressionen wirken sich ebenfalls auf die Implantatstandzeit aus.
Das EPRD enthält laut Jahresbericht 2020 Daten zu rund 70 Prozent der endoprothetischen Versorgung in Deutschland, die Meldungen sind freiwillig. Basis sind die mehr als 315 000 Dokumentationen, die 2019 von den Kliniken ans Register übermittelt wurden. Mit Stand November 2020 wurden insgesamt mehr als 1,6 Millionen Datensätze erfasst. Damit ist das EPRD – das 2010 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband, dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) sowie dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) aufgebaut wurde – das zweitgrößte endoprothetische Register Europas.

www.eprd.de