Eine Erkrankung der Augenoberfläche („ocular surface disease“, OSD) ist eine außerordentlich häufige Komorbidität des Glaukoms. Die OSD liegt bei 21% aller Glaukompatienten und sogar bei jedem zweiten Patienten mit schwerem Glaukom vor. Eine Gruppe von Experten, die im „Education Club of Ocular Surface and Glaucoma (ECOS-G)" zusammengeschlossen sind, hat jetzt im Journal of Glaucoma ein Konsensuspapier zum Management dieser Komorbidität veröffentlicht. Die drei wichtigsten Symptome, daran waren sich die Beteiligten einig, sind rote Augen, Fremdkörpergefühl und Brennen. Die Experten sprachen sich dafür aus, Glaukompatienten grundsätzlich auf eine Erkrankung sowie eine Entzündung der Augenoberfläche („ocular surface inflammation“, OSI) zu untersuchen – auch wenn keine derartigen Symptome vorliegen. Eine reine Hyperämie sei nicht ausreichend, um eine Oberflächenstörung zu diagnostizieren. Eine Blepharitis kann laut den Experten ebenfalls ein mögliches Zeichen einer OSD sein – ein Befund, der bislang in vergleichbaren Richtlinien kaum oder nicht vertreten war.
Zur Prävention einer OSD bei Glaukompatienten sollte zum einen auf die Applikation von Antiglaukomatosa verzichtet werden, die Benzalkoniumchlorid (BAK) enthalten, zum anderen sollte eine längerfristige Therapie mit mehreren Präparaten vermieden werden. Eine Meibomdrüsendysfunktion sowie eine Blepharitis müssen adäquat behandelt werden – bei Glaukompatienten ebenso wie bei Personen ohne Glaukom. Um die Zufuhr topischer Medikamente zu minimieren oder ganz zu stoppen, die potenziell die Augenoberfläche in Mitleidenschaft ziehen können, sollte eine Behandlung des Glaukoms mit Laser oder durch eine Operation erwogen werden. Vor einer Trabekulektomie und anderen Filtrationseingriffen ist eine Behandlung der Oberfläche mit topischen anti-inflammatorischen Augentropfen ratsam. Zur Therapie der OSD bei Glaukom heißt es: „Wir empfehlen die Optimierung der topischen Glaukommedikamente und ziehen als wichtige Behandlungsstrategien bei OSD und Entzündungen der Oberfläche topische Immunmodulatoren und systemische Tetrazykline, konservierungsmittelfreie künstliche Tränen, Lidhygiene sowie topische Kortikosteroide in Erwägung." Und grundsätzlich gelte: „Wir sind der Ansicht, dass die Behandlung von OSI dazu beitragen kann, die Compliance zu verbessern und hilft, den IOD bei Patienten mit Glaukom zu kontrollieren."
Messmer E et al (2024): Expert consensus recommendations for the management of ocular surface inflammation in patients with glaucoma. J Glaucoma 33: 715–727