G. O. H. Nauman verstorben

Gottfried Otto Helmut Naumann (25. 4. 1935 – 5. 6. 2021)

Prof. Dr. med. Dres. h. c. mult. Gottfried Otto Helmut Naumann, ehemaliger Ordinarius für Augenheilkunde und Direktor der Universitätsaugenklinik Erlangen, ist am 5. Juni 2021 im Alter von 86 Jahren in Erlangen gestorben. Er hat so intensiv wie nur wenige seiner Generation die deutsche und internationale Ophthalmologie geprägt. So gehört er zu den Mitinitiatoren der in den 1980er gegründeten „Association of European University Professors of Ophthalmology“. Er fungierte von 1998 bis 2006 als Präsident der International „Federation of Ophthalmological  Societies“ und des „International Council of Ophthalmology“, außerdem als ex officio Vize-Präsident der „International Agency for the Prevention of Blindness“ und hat mit der WHO die weltweite Initiative „Vision 2020“ gegründet. 1991 bis 1993 war er Präsident der „European Ophthalmic Pathology Society“ sowie 1992 Gründungsmitglied des „European Board of Ophthalmology und damit auch der sogenannten europäischen Facharztprüfung (FEBO).

G. O. H. Naumann wurde am 25. April 1935 in Wiesbaden geboren. Er wuchs in Sachsen auf und studierte von 1952 bis 1957 in Leipzig Medizin. Nach der Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone in die Bundesrepublik Deutschland absolvierte er seine Facharztweiterbildung an der Universitätsaugenklinik Hamburg. 1975 übernahm er die Leitung der Universitätsaugenklinik Tübingen. 1980 erhielt er einen Ruf an die Universitätsaugenklinik Erlangen, die er bis 2003 leitete. G. O. H. Naumann veröffentlichte mehr als 500 wissenschaftliche Originalarbeiten und Buchkapitel. Sein 1980 und 1997 erschienenes 1000-seitiges Handbuch „Pathologie des Auges” gehört zu den Klassikern der ophthalmologischen Literatur. 1997 rief er zusammen mit seiner Frau Dr. med. Lieselotte Naumann die „Gottfried-und-Lieselotte-Naumann-Stiftung“ zur Förderung der Ophthalmopathologie ins Leben. Zu seinen großen wissenschaftlichen Projekten gehörten u. a. die Glaukome einschließlich der Pseudoexfoliationsglaukome und die nichtmechanische Trepanationen mit dem Excimerlaser bei der Hornhauttransplantation. Auf ihn gehen die Erstbeschreibung von Tumoren der Regenbogenhaut, die Differenzialdiagnose melanozytärer Prozesse, die klinischen Zeichen von Non-Hodgkin-Lymphomen sowie die „Blockexzision“ als Therapie der Wahl bei Tumoren der vorderen Uvea mit Kammerwinkelbeteiligung zurück.

G. O. H. Nauman erhielt eine Vielzahl von Würdigungen und Auszeichnungen so unter anderem die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, die nur alle 10 Jahre verliehene Albrecht-von-Graefe-Medaille, sowie die Jules-Gonin-Goldmedaille, die als der Nobelpreis in der Ophthalmologie gilt.