Gesichtsveränderungen durch Prostaglandinanaloga auch bei Kindern

Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass eine länger andauernde topische Glaukomtherapie mit Prostaglandinanaloga (PGA) zu Veränderungen an den okulären Adnexen führen und einen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Physiognomie des Patienten haben kann. Die Verwendung der PGA kann zu palpebralen und orbitalen Veränderungen, wie z. B. Hyperämie der Bindehaut, Hyperpigmentierung der Iris und der periokularen Haut, Hypertrichose der Wimpern und periorbitale Lipodystrophie. Inwieweit diese inzwischen als PAP, als prostaglandin-assoziierte Periorbitopathie, beschriebene Symptomatik auch bei Patienten mit kongenitalem und juvenilem Glaukom auftreten kann und auch von Kollegen, die nicht unbedingt auf Glaukom spezialisiert sind, erkannt wird, hat jetzt eine amerikanische Studie erkundet. Dabei wurden drei okuloplastischen Chirurgen je 4 Fotos von insgesamt 29 Kindern und Jugendlichen eines Durchschnittsalters von 14,7 Jahren vorgelegt: zwei Profilaufnahmen, ein Frontal-Foto und ein von oben angefertigtes Bild der Periorbitalregion. Die Untersucher sollten bestimmen, welches bei den unilateral medikamentös behandelten Jugendlichen das mit Prostaglandinanaloga therapierte Auge war. Die Patienten waren im Durchschnitt über 31,7 Monate mit prostaglandinhaltigen Augentropfen behandelt worden, in 86% mit Latanoprost. Die Übereinstimmung zwischen den drei Untersuchern war nach Vorlage der ersten drei Fotos hoch und lag nach Betrachten auch von Foto 4 praktisch bei 100%. Neben den für die Prostaglandintherapie fast typischen Wimpernveränderungen wie Trichomegalie (Winpernverlängerung) und Hypertrichose (bei 76% der jungen Patienten) fielen als Merkmale der PAP eine höhere Oberlidfalte bei 69%, eine Ptosis bei 52% und eine Aushöhlung des oberen Sulkus bei ebenfalls 52% der Patienten auf. Bei einem Drittel lagen eine Atrophie der Lidhaut und Teleangiektasien vor.

Insgesamt bezeichnen die Autoren die periorbitalen Veränderungen des prostaglandinbehandelten Auges im Vergleich zum Partnerauge in diesem Kollektiv als mild. Bei Erwachsenen scheint die PAP rückläufig zu sein, wenn die topische Therapie mit Prostaglandinen sistiert oder wenn auf ein weniger potentes Präparat aus dieser Substanzklasse umgestellt wird bzw. umgestellt werden kann. Ob die PAP-assoziierte orbitale Fettatrophie die normale Entwicklung des Gesichtes von im Wachstum befindlichen Kindern beeinflusst, ist unbekannt. Die Autoren raten, mit den Eltern diese mögliche Nebenwirkung der bekanntermaßen gut tolerierten und in der Augeninnendrucksenkung sehr effektiven Wirkstoffklasse zu besprechen, vor allem wenn eine einseitige Therapie indiziert ist.                    rdg

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Kim JS et al (2020): Prostaglandin-associated periorbitopathy in children and young adults with glaucoma. Ophthalmology Glaucoma 3: 288 - 294