Das HIV-Medikament Lamivudin hat innerhalb einer klinischen Studie das Sehvermögen von Patienten mit diabetischem Makulaödem (DMÖ) effektiv verbessert. Somit ist es ein erfolgversprechender Kandidat für die Behandlung von DMÖ-Patienten, zumal es nicht nur effektiv, sondern zudem kostengünstiger ist und in Tablettenform verabreicht werden kann [1].
Im Rahmen der Studie wurden 24 Erwachsene mit ein- oder beidäugiger DMÖ untersucht. Alle hatten eine bestkorrigierte Sehschärfe von weniger als 69 Buchstaben. 10 Studienteilnehmer (16 Augen mit DMÖ) erhielten über einen Zeitraum von 8 Wochen zweimal täglich 150 mg Lamivudin, 14 Studienteilnehmer (21 Augen mit DMÖ) erhielten über den gleichen Zeitraum ein Plazebo. Alle 24 Studienteilnehmer erhielten zudem in der 4. Studienwoche eine Injektion mit Bevacizumab (1,25mg).
Bei den Patienten, die mit Lamivudin behandelt wurden, konnte bereits nach 4 Wochen eine Verbesserung des Sehvermögens erreicht werden: Sie konnten auf einer Sehtafel 9,8 Buchstaben mehr erkennen als vor der Behandlung. Bei den Patienten mit Plazebo verschlechtere sich das Sehvermögen um 1,8 Buchstaben. Nach 8 Wochen konnte die Lamivudin-Gruppe bereits 16,9 Buchstaben mehr erkennen als vor der Behandlung, die Gruppe mit Plazebo wies lediglich eine Verbesserung um 5,3 Buchstaben auf. Somit führte die Behandlung mit Lamivudin zu einer deutlich stärkeren Verbesserung der Sehfähigkeit als die alleinige Behandlung mit Bevacizumab. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Lamivudin sowohl in Kombination als auch alleine wirksam ist. Weitere Studien werden aktuell vorbereitet, die Wissenschaftler entwickeln aktuell eine modifizierte Version von Lamivudin mit weniger Nebenwirkungen bei gleicher positiver Wirkung.
1. Pereira F et al (2025) Oral lamivudine in diabetic macular edema: A randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Med 23:100747; doi: 10.1016/j.medj.2025.100747.