Höhere Mortalität nach adipositaschirurgischen Eingriffen bei Männern

Die Sterblichkeit nach adipositaschirurgischen Eingriffen liegt bei Männern offenbar deutlich über der von Frauen – das hat zumindest eine retrospektive Analyse der Krankenversicherungsunterlagen von fast 20 000 Patienten in Österreich ergeben, die sich zwischen 2010 und 2018 einem solchen operativen Eingriff unterzogen hatten. Der Grund dafür könnte sein, dass Männer, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen, zum Zeitpunkt des Eingriffs häufiger einen schlechteren Allgemeinzustand haben als Frauen, sagte Dr. Hannes Beiglböck von der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Universität Wien Ende September 2021 auf dem Online-Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD). Wie das Nachrichtenportal Medscape berichtet, seien Männer zum Zeitpunkt der Operation zudem tendenziell älter, was den größten Einfluss auf die OP-Ergebnisse nach derartigen Eingriffen haben könnte. Es könne daher sinnvoll sein, Männer frühzeitig über die Möglichkeit einer chirurgischen Therapie der Adipositas aufzuklären, um so die postoperativen Ergebnisse zu verbessern.

Bei den Männern lag die Gesamtsterblichkeitsrate 2,6-mal über der der Frauen

Beiglböck und sein Team nutzten Daten aus dem österreichischen Gesundheitssystem, in dem fast alle Einwohner erfasst sind und verfolgten das Ergebnis über durchschnittlich 5,4 Jahre. 74 Prozent der Operierten waren Frauen – dieser Wert passt zu den Zahlen aus anderen Ländern. Die 5220 Männer waren im Durchschnitt 41,8 Jahre alt, 65 Prozent wurden mit einem Magenbypass und 30 Prozent mit einem Magenband versorgt. Die 14 681 Frauen waren im Durchschnitt 40,1 Jahre alt, von denen sich 70 Prozent einem Magenbypass und 22 Prozent einer Magenbandanlage unterzogen. Während der Nachbeobachtung starben 367 Patienten (1,8%). Bei den Männern lag die Gesamtsterblichkeitsrate 2,6-mal über der der Frauen (3,4% vs.1,3%), und die durchschnittliche Sterblichkeit pro Jahr war 2,8-mal höher (0,64% vs. 0,24%). Auch die Sterblichkeitsrate am Tag der OP war bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen (0,29% vs. 0,05%). Ebenso die Sterblichkeit innerhalb der ersten 30 Tage nach der OP (0,48% gegenüber 0,08%). Untersucht wurde auch die Prävalenz für vier Kategorien von Begleiterkrankungen und wie sich diese bei den Patienten, die während der Nachbeobachtung starben, nach Geschlecht unterschieden. Bei 299 Patienten (81% der verstorbenen Gruppe) lag eine kardiovaskuläre Grunderkrankung vor, 200 (54%) hatten eine psychiatrische Störung, 138 (38%) litten an Diabetes und 132 (36%) an einer bösartigen Erkrankung.  Der Anteil von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychiatrischen Störungen war bei Männern und Frauen etwa gleich hoch. Bei Männern war jedoch die Diabetesprävalenz deutlich höher, Frauen hatten dafür öfter bösartige Erkrankungen.