Katarakt bei Kleinkindern: Optic capture oder vordere Vitrektomie?

Nach der Operation einer Katarakt im (Klein-)Kindesalter kann man eine Nachstarbildung fast mit Sicherheit erwarten. Bei intakter hinterer Kapsel wird diese Trübung bei bis zu 100% der Patienten beschrieben. Eine primäre posteriore Kapsulorhexis („posterior continuous curvilinear capsulorhexis“, PCCC) kann diese Rate reduzieren, in der Literatur werden dennoch nach dieser Maßnahme Nachstarraten bis zu 60% beschrieben. Zwei Techniken sollen die Migration von Linsenepithelien nach IOL-Implantation bremsen oder verhindern: das „optic capture“ mit „buttonholing“ oder eine anteriore Vitrektomie.

Beide Methoden sind hinsichtlich ihrer möglichen Langzeitkomplikationen in einer prospektiven randomisierten klinischen Studie der Universitätsaugenklinik Frankfurt am Main miteinander verglichen worden. Insgesamt handelte es sich um 58 Kinderaugen. Bei 28 Augen (Durchschnittsalter der Kinder: 4,5 Jahre, mittlere Nachbeobachtungszeit 78,8 Monate) wurde eine „In the bag-IOL"-Implantation mit einer anterioren Vitrektomie kombiniert (Technik A), während bei 30 Augen (Durchschnittsalter der Kinder: 5,5 Jahre, mittlere Nachbeobachtungszeit 78,3 Monate) nach posteriorem „optic capture“ keine Vitrektomie vorgenommen wurde (Technik B). Intraoperativ trat bei Technik A bei 1 Patienten ein Irisprolaps auf, bald nach dem Eingriff wurde bei 2 Patienten (Technik A) und 1 Patienten (Technik B) eine Fibrinreaktion auf, die jeweils mit topischen Steroiden erfolgreich behandelt werden konnte.

Über den relativ langen Beobachtungszeitraum entwickelten 2 der mit Technik A operierten Augen (7,1%) einen behandlungsbedürftige Nachstar, in der mit „optic capture“ mit „buttonholing“ operierten Gruppe trat kein Nachstar auf. Bei vier Augen der Gruppe A (14,3%) und bei 2 Augen der Gruppe B (6,7%) wurden Elschnig-Perlen beobachtet. Bei der postoperativen Entwicklung der mit heparinbeschichteten, einstückigen PMMA-Intraokularlinsen versorgten Augen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Am Ende der Nachbeobachtungszeit betrug das durchschnittliche sphärische Äquivalent nach Technik A -0,11 dpt und nach Technik B -0,08 dpt. Thomas Kohnen, Direktor der Frankfurter Universitätsaugenklinik, resümiert, dass in Übereinstimmung mit anderen Berichten das hintere „optic capture“ mit „buttonholing“ eine sichere und effektive Technik ist, welche die anteriore Vitrektomie redundant machen könnte. Kataraktchirurgie bei Kindern bleibe indes eine Herausforderung, die ständiger klinischer Investigation bedürfe.

Ronald D. Gerste

Kohnen T et al (2022) Posterior continuous curvilinear capsulorhexis with anteriro vitrectomy vs optoc capture buttonholing without anterior vitrectomy in pediatric cataract surgery. J Cataract Refract Surg 48: 831–837