Kurswechsel bei MZV-Politik gefordert

Die Freie Ärzteschaft fordert angesichts der aktuellen Studien zur Abrechnungspolitik der investorengeführten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einen Kurswechsel in der MVZ-Politik. Eine neue IGES-Studie hatte im Vorfeld ergeben, dass diese in Investorenhand befindlichen Zentren systematisch höhere Honorare abrechnen. Ein Zustand, auf den die Freie Ärzteschaft bereits vor vielen Jahren aufmerksam gemacht hat: „Seit 2007 Jahren haben wir auf diese Fehlentwicklung hingewiesen, leider hat sie sich bis heute fast völlig unter dem Radar der Öffentlichkeit befunden. Nun aber zeigt sich ganz deutlich, was die Folge der Gesetzesänderungen der vergangenen 20 Jahre ist: Versichertenbeiträge, egal ob gesetzlich oder privat, fließen milliardenschwer in die Taschen von internationalen Anlegern“, so Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der Freien Ärzteschaft. „Dabei hat Private Equity Kapital aus unserer Sicht nur eine Aufgabe: Medizinstrukturen zu kaufen und nach durchschnittlich vier bis fünf Jahren mit Gewinn weiter zu verkaufen.“

Angestellte Ärzte befinden sich in einem Dilemma

Für die angestellten Ärzte bedeutet dies, dass sie einerseits die Profitmaximierung ihres Arbeitgebers unterstützen müssen und andererseits das in der Berufsordnung vorgeschriebene Patienteninteresse wahren müssen. Letzteres sei – so die Freie Ärzteschaft – angesichts des enormen Renditedrucks kaum mehr möglich. Investoren-MVZ seien auch keine Hilfe zur Lösung der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten. Denn obwohl die meisten Menschen in Deutschland in ländlichen Gebieten wohnen, konzentrieren sich die Investor-MVZ auf dichtbesiedelte Gebiete. „Wir fordern von der Berliner Politik einen zügigen und entschiedenen Kurswechsel zum Schutz von Patientensicherheit und Qualität der Medizin in Deutschland. Notwendig ist eine MVZ-Reform, die den Zugriff der Heuschrecken auf die Arztpraxen verhindert“, so S. Lüder weiter. Hierfür sei es zunächst notwendig, die Eigentums- und Besitzverhältnisse der MVZ offenzulegen. „Alle Praxissitze, die einmal von einem Private Equity Fonds gekauft worden sind, sind für immer für eine selbstständige Tätigkeit von jungen Ärztinnen und Ärzten verloren“

Internationale Finanzinvestoren kaufen immer mehr medizinische Einrichtungen auf

Bereits seit vielen Jahren ist die deutsche Gesundheitswirtschaft ein attraktiver Markt für internationale Finanzinvestoren – auch kleine, nicht mehr rentable Krankenhäuser werden aufgekauft. Aufgrund der derzeitigen Zulassungsbestimmungen darf daraufhin in weiter entfernten Metropolen in MVZ investiert werden, die besonders hohe Gewinne versprechen, beispielsweise durch radiologische Untersuchungen, Operationen oder spezielle Zahnarztbehandlungen. Die Freie Ärzteschaft kritisiert hier: „Diese Investoren-MVZ werden von der Politik systematisch gegenüber den niedergelassenen Ärzten bevorzugt. Inzwischen haben sich ganze Ketten gebildet“, so Wieland Dietrich, Vorsitzender der Freien Ärzteschaft. „Das ambulante Gesundheitswesen darf jedoch nicht weiter zum Spielball von Finanzinvestoren werden.“