Metformin-Einnahme vor der OP verringert offenbar postoperative Re-Einweisungen und Sterblichkeit

PatientInnen mit Ko-Morbiditäten, die sich einer Operation unterziehen müssen, haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, postoperativ zu versterben oder nach einem größeren Eingriff erneut in die Klink zu müssen. In einer US-amerikanischen Kohortenstudie, die kürzlich in JAMA Surgery publiziert wurde, hat man nun geprüft, ob die Raten sich bei Diabetikern unterscheiden, die zuvor Metformin eingenommen hatten im Vergleich zu solchen, bei denen das nicht der Fall war [1]. Einbezogen wurden die Daten von 10 088 Diabetikern (Altersdurchschnitt 67,7 Jahre, Frauenanteil 53 %) aus einem multizentrischen Gesundheitsverbund in Pennsylvania, die in einer von 15 Kliniken zwischen 2010 und 2015 operiert worden sind. Ausgeschlossen waren Personen, für die keine Indikation zur Gabe von Metformin bestand. Die Nachverfolgung lief bis Ende 2018. Gegenüber gestellt wurden die präoperative Metformin-Exposition (mindestens 1 Verschreibung in den 180 Tagen vor der Operation) und die postoperative Mortalität, Wiedereinweisungen in die Klinik binnen 90 Tagen nach Entlassung sowie das Ausmaß präoperativer Entzündungen anhand des Verhältnissen von Neutrophilen zu Leukozyten.

Unter Metformin-Einnahme waren die Entzündungswerte deutlich niedriger

59 Prozent der PatientInnen hatten Metformin erhalten und wurden solchen gegenübergestellt, die bei ähnlichen Charakteristika keine Verschreibungen erhalten hatten. Im Ergebnis war die präoperative Metformin-Verschreibung mit einer reduzierten 90-Tage-Mortalität assoziiert. Das adjustierte Chancenverhältnis HR betrug 0,72 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,55 bis 0,95. Die absolute Risikoreduktion betrug 1,28 Prozent. Wiedereinweisungen in die Klinik waren nach Metformin-Verschreibungen ebenfalls seltener. Die HR betrug nach 30 Tagen 0,84, nach 90 Tagen 0,86 mit absoluten Risikoreduktionen von 2,09 bzw. 2,78 Prozent. Zudem hatten die Studienteilnehmer unter Metformin niedrigere Entzündungswerte. Das Verhältnis von Neutrophilen zu Leukozyten betrug bei ihnen 4,5 (95%-KI 4,3 – 4,6), ohne Metformin dagegen 5,0 (95%KI 4,8 – 5,3; P < 0,01).

Der Nachweis einer reduzierten postoperativen Mortalität bei Typ-2-Diabetikern, die Metformin erhalten, „verdient eine nähere Untersuchung“, schreiben die Forscher. Eine Kausalität könnten sie zwar nicht beweisen, doch merken die Kommentatorinnen Elisabeth W. George und Sherry M. Wren (beide Stanford) an, dass Metformin nun mit ß-Blockern, Statinen und „Immun-Ernährung“ zu den Substanzen gehöre, die mit verbesserten postoperativen Ergebnissen assoziiert seien. Insbesondere die Wechselwirkungen mit Statinen solle man nun in Studien weiter aufklären.

  1. Reitz KM, Marroquin OC, Zenati MS, et al (2020) Association between preoperative metformin exposure and postoperative outcomes in adults with type 2 diabetes. JAMA Surg: e200416 doi:10.1001/jamasurg.2020.0416