Novartis Pharma: Ranibizumab als erste medikamentöse Option zur Behandlung der proliferativen diabetischen Retinopathie

Ranibizumab (Lucentis®) erhielt im Oktober 2019 die EU-Zulassung der Europäischen Kommission zur Behandlung der proliferativen diabetischen Retinopathie (PDR). Die zulassungsrelevante Protocol S-Studie wurde vom unabhängigen US-amerikanischen Ärztenetzwerk „Diabetic Retinopathy Clinical Research Network“ an 55 Zentren in den USA durchgeführt. Eingeschlossen waren 305 Patienten mit insgesamt 394 behandelten Augen mit einer PDR. Rund 30 % hatten bei Studienbeginn ein diabetisches Makulaödem (DMÖ). Die Ergebnisse belegen, dass die intravitreale Therapie mit Ranibizumab der panretinalen Photokoagulation (PRP) in Bezug auf die Visusveränderung nach zwei Jahren (primärer Endpunkt) nicht unterlegen war. Hier betrug die mittlere Visusverbesserung 2,8 Buchstaben im Ranibizumab-Arm und 0,2 Buchstaben im Laser-Arm. Auch in weiteren Gesichtspunkten war Ranibizumab der PRP überlegen. Wie die 2-Jahresdaten zeigen, reduziert Ranibizumab signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten ein visusbeeinträchtigendes DMÖ entwickeln oder vitrektomiert werden müssen. Neben der Vermeidung solcher schweren Komplikationen profitieren die Patienten funktionell von einem besseren Erhalt des Gesichtsfeldes. Auch der Schweregrad der PDR konnte bei rund der Hälfte der mit Ranibizumab behandelten Patienten verbessert werden. Wie PD Dr. Klaus Dieter Lemmen, Augenarztpraxis Lemmen & Vahdat, Düsseldorf, auf der Launch-Pressekonferenz berichtete, konnte die Wirksamkeit von Ranibizumab in der Protocol S-Studie über insgesamt fünf Jahre hinweg erhalten werden.

Mit der Zulassungserweiterung ist Ranibizumab die erste und einzige in Europa zugelassene pharmakologische Therapie zur Behandlung der PDR bei Erwachsenen. Damit verfügt Ranibizumab über acht Indikationen in fünf Anwendungsbereichen. „Bei Studienbeginn hatten die Patienten einen relativ guten Visus, was bei einer PDR ohne DMÖ häufig der Fall ist. Ein deutlicherer Visusgewinn war deshalb auch nicht zu erwarten. Bei diesen Patienten geht es also primär darum, den hohen Ausgangsvisus zu erhalten“, erläuterte K. D. Lemmen zur Einordnung der Ergebnisse. 

Der sekundäre Endpunkt Gesichtsfeldeinschränkungen fiel unter Ranibizumab mit -23 dB vs. -422 dB nach zwei Jahren ebenfalls signifikant niedriger aus (p<0,001). Einschränkungen des Gesichtsfeldes sowie Störungen des Sehens in Dunkelheit und Dämmerung sind bekannte Nebenwirkungen der panretinalen Laserkoagulation. Dies ist insofern relevant, als Einschränkungen des peripheren Gesichtsfeldbereichs die Fahrtauglichkeit gefährden können.
Bei 35 % (Ranibizumab) bzw. 30 % (PRP) der Augen war auf den Fundusbildern/Fundusfotografien nach zwei Jahren keine PDR mehr erkennbar (sekundärer Endpunkt). Bei 47 % der mit Ranibizumab behandelten Augen hatte sich der Schweregrad der PDR nach zwei Jahren um mindestens zwei Stufen auf der DRSS ("Diabetic Retinopathy Severity Scale") verbessert. Augen, die wegen eines bei Studienbeginn bestehenden DMÖ mit Ranibizumab behandelt wurden, zeigten im Ranibizumab-Arm mit durchschnittlich -153 µm einen signifikant stärkeren Rückgang der Netzhautdicke im zentralen Subfeld als im PRP-Arm mit -48 µm (p=0,035; sekundärer Endpunkt). Bei Augen ohne DMÖ bei Studienbeginn ergab sich ein Unterschied von -18 vs. +10 µm (p<0,001). Im PRP-Arm war die kumulative Wahrscheinlichkeit, im 2-Jahres-Verlauf ein visusbeeinträchtigendes DMÖ zu entwickeln, mit 28 % der Augen höher als unter Ranibizumab mit 9 % (p<0,001; sekundärer Endpunkt). Mit 4% gegenüber 15 % im PRP-Arm mussten die mit Ranibizumab behandelten Augen auch seltener vitrektomiert werden (p<0,001; sekundärer Endpunkt).


Leicht verbesserter Visus über fünf Jahre hinweg stabilisiert 
184 Patienten beendeten ein insgesamt fünfjähriges Follow-up. Am Ende zeigten beide Therapien mit einer Visusverbesserung um durchschnittlich 3,1 Buchstaben im Ranibizumab-Arm und um 3,0 Buchstaben im PRP-Arm eine vergleichbare Wirksamkeit. Augen im Ranibizumab-Arm hatten über fünf Jahre hinweg insgesamt durchschnittlich 19,2 Injektionen und jene des PRP-Arms 5,4 Ranibizumab-Injektionen als Rescue-Therapie erhalten. In beiden Studienarmen konnte ein gutes Langzeitansprechen erreicht werden. Die dauerhafte Therapie mit Ranibizumab und die PRP sind bei Patienten mit PDR demnach gleichermaßen wirksam. Darüber hinaus reduziert Ranibizumab gemäß den 2-Jahres-Daten aber signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten im Verlauf ein Visus beeinträch­tigendes DMÖ entwickeln oder vitrektomiert werden müssen. „Die medikamentöse Therapie mit Ranibizumab ist somit eine wertvolle Option zur Behandlung von Patienten mit einer PDR“, zog K. D. Lemmen als Fazit.

Quelle: Novartis Pharma GmbH