Premiere in Wien: Herzklappe über Mini-Inzision unter der Achsel eingesetzt

Marieluise Harrer und Daniela Geisler vor den CT-Bildern, Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Birgit Wachet

Neue OP-Methode soll künftig standardmäßig bei Aortenklappenstenosen eingesetzt werden: 653 Herzoperationen wurden allein 2022 in der Klinik Floridsdorf durchgeführt – über die Hälfte waren Herzklappen- und Bypass-Operationen. Seit Kurzem kommt in der Klinik ein neues Verfahren bei der Behandlung von Aortenklappenstenosen zum Einsatz. Zwei Patientinnen wurden bereits erfolgreich mit der neuen OP-Methode operiert. Nun soll die Technik standardmäßig in Floridsdorf bei Aortenklappenstenosen angewendet werden. „Die so genannte MIC LAT-S-Technik oder auch Miami-Approach genannt ist eine minimalinvasive Operationsmethode und daher besonders schonend“, erklärt Herzchirurgin Marieluise Harrer aus der Klinik Floridsdorf. Sie hat die ersten beiden Patientinnen operiert. Der Herzklappen-Eingriff wird über einen seitlichen Zugang unter der Achsel durchgeführt. Dafür ist ein Hautschnitt von etwa fünf Zentimeter Länge neben der rechten Brust notwendig über den die neue Herzklappe in den Körper eingebracht wird.

„Neben dem großen kosmetischen Vorteil – der Schnitt ist nach wenigen Wochen kaum mehr zu sehen – bestehen vor allem wesentliche medizinisch relevante Vorteile“, so Harrer. Zum einen muss das Brustbein nicht durchtrennt werden, es blutet weniger, weil die Wunde deutlich kleiner ist und die Stabilität des Brustkorbes bleibt erhalten. Somit kann nach dem Eingriff sofort voll mobilisiert werden und uneingeschränkt belastet werden. Beim bisherigen Verfahren muss etwa acht Wochen lang mit einem Brustgurt stabilisiert werden und es darf nicht mehr als fünf Kilogramm gehben werden. „Dabei ist die rasche Mobilisierung nach einem derartigen Eingriff sehr wichtig für eine schnelle Genesung“, erklärt die Chirurgin. Aber auch gegenüber anderen minimalinvasiven Eingriffen an der Aortenklappe gibt es Vorteile: So müssen bei der neuen OP-Methode keine wichtigen Gefäße wie die Brustwandarterie durchtrennt werden.

Gelernt im Herzzentrum Dresden

Erlernt haben die Herzchirurginnen Dr. Marieluise Harrer und Dr. Daniela Geisler, Fachärztin in Ausbildung, die neue Technik in Dresden bei Prof. Dr. Utz Kappert, leitender Oberarzt des Herzzentrums Dresden. Dort wurde die aus den USA stammende Methode perfektioniert und wird nun bereits standardmäßig angewendet. „Somit ist nun unser Herzzentrum in der Klinik Floridsdorf das zweite im gesamten deutschsprachigen Raum, wo dieser Eingriff durchgeführt wird“, erklärt Geisler, die bei den zwei Operationen in der Klinik Floridsdorf assistieren durfte. „Da die Methode so schonend ist, kann sie – mit bestimmten Ausnahmen – nicht nur bei jungen sondern auch bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen gut eingesetzt werden“, ergänzt der Vorstand der Herz- und Gefäßchirurgie der Klinik Floridsdorf, Prof. Dr. Martin Grabenwöger. Den beiden über 70-jährigen Patientinnen geht es nach der Operation jedenfalls hervorragend gut. (Quelle: APA)