Negative Bewertungen auf Arztportalen können – insbesondere, wenn sie beleidigende oder rufschädigende Inhalte beinhalten – existenzielle Auswirkungen auf die betroffenen Ärzte haben. Die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG) hat daher gemeinsam mit dem Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien eine Studie erstellt, die Ärzte zum optimalen Umgang mit negativen Bewertungen auf Internetbewertungsportalen wie Docfinder oder Google berät [1].
Die randomisiert-kontrollierte Onlinestudie, die von Prof. Dr. med. Oliver Findl, Mitglied des Vorstands der ÖOG, initiiert wurde, fand mit 1.117 Teilnehmern statt. Diese bewerteten mögliche Antwortstrategien der Ärzte aus Patientensicht. Das Ergebnis zeigt, dass das Ignorieren einer negativen Patientenbewertung die schlechteste aller Möglichkeiten ist. Es wird den Ärzten daher empfohlen, sich negative Bewertungen genau anzusehen und sich bei berechtigter Kritik gegebenenfalls zu entschuldigen beziehungsweise zu einer persönlichen Kontaktaufnahme einzuladen. Zudem weisen die Autoren darauf hin, dass es heutzutage leider verbreitet sei, sich positive Bewertungen zu erkaufen oder Wettbewerber mit negativen Bewertungen zu diffamieren. Derartige gekaufte falsche negative Bewertungen könne man beispielsweise daran erkennen, dass mehrere wortgleiche Einträge eines Users am gleichen Tag bei mehreren Ärzten erscheinen. Insbesondere in solchen Fällen sei eine schnelle Reaktion angebracht.
„Mit dieser Studie konnten wir wissenschaftlich fundiert aufzeigen, wie ein professioneller Umgang mit Bewertungsportalen idealerweise aussehen sollte. Die ÖOG hat dieses hochbrisante Thema als erste medizinische Fachgesellschaft aufgeworfen. Ich bin aber überzeugt, dass diese Informationen auch für alle anderen medizinischen Fachrichtungen sowie andere Berufsgruppen von Nutzen ist“, so ÖOG Präsident Prof. Dr. med. Michael Amon abschließend.
1. Arendt F, Forrai M, & Findl O (2020) Dealing with negative reviews on physician-rating websites: An experimental test of how physicians can prevent reputational damage via effective response strategies. Soc Sci Med
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33065499/