Bei Augenärzten, die mehr als zehn Jahre in einem Angestelltenverhältnis arbeiten, steigt der Wunsch nach Selbstständigkeit. Das hat eine Onlineumfrage unter Mitgliedern des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) im Jahr 2022 ergeben, die in der Zeitschrift Ophthalmologie erschienen ist. Befragt wurden 1014 Personen unter 49 Jahren zur aktuellen beruflichen Situation sowie zur Zukunftsperspektive. Die Ergebnisse wurden mit einer gleichlautenden Umfrage von 2016 verglichen. 62,7 % der Befragten waren Frauen; die Rücklaufquote der Onlinefragebögen lag bei 25 %. In den ersten 5 Berufsjahren ist der Anteil der angestellten Ärzte höher als der der selbstständig Tätigen und liegt bei 21 %. Bei den Augenärzten, die zwischen 6–8 Jahren in ihrem Job arbeiten, liegt der Anteil der Selbstständigen bei 40 % und bei jenen, die über eine mehr als zehnjährige Berufserfahrung verfügen, bei fast 60 %. Der Wunsch nach Selbstständigkeit ist bei den Angestellten in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sehr hoch. Von den angestellten Klinikärzten wollen mehr als 50 % in der Einrichtung bleiben, 33 % streben die Gründung einer eigenen Praxis an und 15 % möchten sich in einer Praxis oder einem MVZ anstellen lassen. Der Wunsch nach Selbstständigkeit spiegelt sich allerdings nicht in der Realität wider: Im Vergleich zu 2016 sank die Anzahl der selbstständigen Frauen von 43 % auf 26 % und die der selbstständigen Männer von 63 % auf 39 %. Die Anzahl der angestellten Augenärzte in Medizinischen Versorgungszentren hat sich 2022 im Vergleich zu 2016 verdoppelt. Ein gewichtiger Grund dafür, dass viele Fachärzte im Angestelltenverhältnis bleiben, ist der Wunsch nach Teilzeitarbeit, der sich in der eigenen Praxis eher schwer realisieren lasse, heißt es in einer Pressemeldung der DOG vom 22. Februar 2023. Als zweithäufigsten Grund gaben die Interviewten an, dass in Wohnortnähe kein Kassensitz zur Verfügung stehe. Die DOG sieht in Gemeinschaftspraxen mit 2–4 Selbstständigen ein Zukunftsmodell – dafür müssten allerdings noch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Hartmann A, Bertram B, Siebelmann S, Böhm M, Faber H (2022) Berufliche Zukunftsperspektive von Augenärzten unter 49 Jahren. Eine Umfrage aus Deutschland aus dem Jahr 2022. Ophthalmologie 22