Verbesserte kognitive Funktionen nach Hüft-TEP

Ein erfolgreicher chirurgischer Ersatz des Hüftgelenks kann die kognitiven Funktionen der operierten Patientinnen und Patienten offenbar signifikant und anhaltend verbessern. Das hat eine prospektive Kohortenstudie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ergeben, die kürzlich im Fachzeitschrift The Bone & Joint Journal veröffentlicht wurde [1]. Das interdisziplinäre Team aus Unfallchirurgen, Neuropsychologen und Psychiatern hat bei 101 Patientinnen und Patienten im durchschnittlichen Alter von 67 Jahren mit langjähriger Arthrose und unilateralem Gelenkersatz der Hüfte (Hüft-TEP) festgestellt, dass der Nutzen der Hüft-TEP über die körperliche Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion hinausgeht und sich die Leistungen der Operierten sechs Monate postoperativ hinsichtlich Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis deutlich gesteigert haben. Dazu hatten die Wissenschaftler vor dem Eingriff, ein halbes Jahr nach dem Eingriff – bei einer Subgruppe von 30 Personen zusätzlich 17 Monate nach der OP – diverse kognitive Tests durchgeführt. Die Gruppe um den Neuropsychologen Steffen Moritz, den Unfallchirurgen Andreas Niemeier und den Psychiater Sönke Arlt sieht in den Ergebnissen einen Beleg für die „Interaktion zwischen Gelenkersatz und dem zentralen Nervensystem“. Möglicherweise  beruhe dieser Effekt darauf, dass sich chronische Schmerzen und Kognition bestimmte neuronale Netze teilen. Moritz und sein Team hatten bereits in einer früheren Untersuchung nachgewiesen, dass Arthrosepatientinnen und -patienten mit chronischen Schmerzen im Vergleich zu gesunden Probanden deutlich weniger graue Substanz in verschiedenen Hirnbereichen aufweisen. Diese Veränderungen scheinen umkehrbar zu sein – nach der Hüft-TEP hatten sich die Befunde bei den Studienteilnehmern wieder normalisiert. Die Einnahme von Schmerzmitteln hatte keinen Einfluss auf die Studienergebnisse.

  1. Strahl A, Kazim MA, Kattwinkel N, et al (2022) Mid-term improvement of cognitive performance after total hip arthroplasty in patients with osteoarthritis of the hip. Bone Joint J 104-B: 331–340