Virchowbund: Immer mehr fachfremde Hilfen als MFA-Ersatz

Der Virchowbund macht aktuell darauf aufmerksam, dass ein akuter Mangel an medizinischen Fachkräften, beispielsweise Medizinischen Fachangestellten (MFA), besteht. So hätten rund 75% der Arztpraxen Schwierigkeiten beim Besetzen der offenen Stellen. Oftmals sei der letzte „Rettungsanker“ für manche Praxisinhaber, fachfremde Hilfen (sogenannte Quereinsteiger) –beispielsweise Bürokaufleute – als MFA-Ersatz einzustellen. Auch Beschäftigte im Tourismus bzw. aus dem Hotelgewerbe, die während der Pandemie ihre Arbeitsplätze verloren haben, sind geschult im Umgang mit Menschen und können organisatorische Arbeiten und Gespräche an der Anmeldung ohne große Herausforderung bewältigen, Fremdsprachenkenntnisse sind ebenfalls ein Vorteil.

Aufgaben, die auch von Quereinsteigern sehr gut bewältigt werden können, sind beispielsweise die Terminvergabe, die Organisation des Sprechstundenablaufes, die Dienst- und Urlaubsplanung, der Telefondienst, die Warenwirtschaft oder das Scannen von Befunden bzw. Arztbriefen. Für einige dieser Aufgaben, beispielsweise beim Einsatz an der Anmeldung bzw. bei der Entgegennahme der Telefongespräche, wird eine Kurzschulung empfohlen, damit die Dringlichkeit bestimmter Patientenfälle eingeschätzt werden kann: Praxisinhaber haften oftmals für die Fehler ihrer Mitarbeiter. Zudem ist es ratsam, dass immer ein geschulter Ansprechpartner für Rückfragen zur Verfügung steht. Auch Kurse zum Wiedereinstieg in den MFA-Beruf bzw. für den Quereinstieg werden angeboten, diese vermitteln Wissen zu den Themen Praxisorganisation, Abrechnung, Hygiene und eine Reihe anderer relevanter Bereiche. Nicht eingesetzt werden dürfen fachfremde Personen für Aufgaben, die eine medizinische Qualifikation benötigen, beispielsweise bei der Wundversorgung oder beim Impfen. Sollen Quereinsteiger zukünftig auch für diese Aufgaben eingesetzt werden, so besteht die Möglichkeit einer Umschulung. Diese dauert üblicherweise drei Jahre und ist genauso strukturiert wie die Ausbildung. Die Kosten hierfür übernimmt oftmals das Arbeitsamt oder die Rentenversicherung.

Auch wenn Quereinsteiger eine kurzfristige Entlastung für Arztpraxen darstellen, so dürfen sie nicht als „Allheilmittel“ gegen den Mangel qualifizierter MFA angesehen werden, so der Virchowbund.