Vor 1800 Jahren trepanierte eine chirurgische Expertin Menschenschädel

Ein spektakulärer Fund fördert neues Wissen zur Rolle der Frau in der Eisenzeit zutage: So führten offenbar bereits in der Eisenzeit medizinische Expertinnen chirurgische Eingriffe durch. Bei einer großen Ausgrabung in Ønlev (Enleben) in Südjütland/ Dänemark fand man unter einer Holzverkleidung die irdischen Überreste einer etwa 1800 Jahre alten Frau aus der Eisenzeit, neben ihr befand sich ein chirurgisches Instrument. Erstmals gibt es nun greifbare Hinweise, dass Frauen in der Eisenzeit tatsächlich als Medizinerinnen tätig waren. Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Frau zwischen 225 und 250 n. Chr. in das Grab gelegt wurde; sie kann nun dazu beitragen, die Wahrnehmung der Rolle der Frau in der Eisenzeit zu nuancieren. – „Frauen hatten offenbar eine wichtige Position und einige besondere Funktionen“, sagt Per Ethelberg vom Museum Sønderjylland Haderslev (Hadersleben), zuständig für Archäologie. Das Instrument, das bei der Frau lag, ist eine Trepansäge, außerdem fand man neben der Leiche ein Messer und einen Ring aus Bronze.

Mit Perlen am Hals begraben

Einige der anderen im Grab gefundenen Dinge zeigen, dass die Frau vermutlich aus Seeland stammte und offensichtlich reich war. Darauf deuten eine Bernstein-Halskette und edler Silberschmuck hin. – Sie sei wahrscheinlich mit einem Juden verheiratet gewesen und mit ihm nach Südjütland gekommen, wo man damals mit den Angeln in um die Vorherrschaft kämpfte, sagt Per Ethelberg. Mit dem außergewöhnlichen Fund habe man das erste Mal in der Geschichte Dänemarks Beweise zu ärztlichen Behandlungen in der Frühzeit entdeckt und damit erst zum zweiten Mal außerhalb des Römischen Reiches Entsprechendes gefunden. Beide Male handle es sich um Frauen, so Ethelberg. Das Grab der Chirurgin ist nur einer von vielen interessanten Funden, die während der dreijährigen Ausgrabung in Ørnlev aufgetaucht sind. Es wurden außerdem ein Bronzeschwert, steinzeitliche Funde, und rund 30 Urnen gefunden, die etwa 1900 Jahre alte sind und die Reste von Schildern und Waffen enthielten. An der Ausgrabungsstätte sind ständig bis zu 30 Archäologen beschäftigt. Die Arbeiten wurden bei Ørnlev in der Gegend von Rødekro ausgeführt, in der Apple und Google Rechenzentren bauen werden. Die dreijährige Arbeit hat rund 50 Millionen Dänische Kronen gekostet – übrigens werden diese Kosten von den beiden Datenriesen getragen. Die Archäologen vom Museum Sønderjylland müssen nun noch rund ein Drittel der Ausgrabungsfläche ausheben.


Das Museum Sønderjylland hat das Trepanationsinstrument rekonstruiert. (Foto: ønlev-woman © Museum Sønderjylland, Foto: Louise Mandrup DR)