Gedenkband mit 409 Schicksalen verfolgter jüdischer Chirurgen erschienen

Der Gedenkband „Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1933-1945. Band II: Die Verfolgten“ ist jetzt mit 409 Biographien verfolgter Chirurginnen und Chirurgen im Kaden Verlag erschienen. Damit hat die langjährige Recherche von Herausgebern und Historikern im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) einen vorläufigen Abschluss. „Wir wollen ein Zeichen gegen das Vergessen setzen“, erklärte DGCH-Präsident Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen. Herausgeber Professor em. Dr. med. Hans-Ulrich Steinau stellte den Gedenkband auf der Jahrespressekonferenz der DGCH am 4. Dezember in Berlin vor.

Mit dem Band II „Die Verfolgten“ erfüllen die Herausgeber einen Auftrag, der auf einem einstimmigen Beschluss des DGCH-Präsidiums beruht: Es sollten die Stellung der Fachgesellschaft und damit auch ihre Verstrickungen im nationalsozialistischen Regime offengelegt werden. Der erste Band erschien im Jahr 2011 – ebenfalls im Kaden Verlag – und befasste sich mit den Präsidenten der DGCH im Zeitraum von 1933 bis 1945. Der nun vorliegende II. Band „Die Verfolgten“  beschreibt 409 Einzelschicksale von Chirurginnen und Chirurgen, die wegen rassistischer oder politischer Gründe diskriminiert wurden, Berufsverbot erhielten, schließlich ins Exil gezwungen, in Konzentrationslagern misshandelt wurden oder dort den Tod fanden. Dabei erfasst Band II nicht nur DGCH-Chirurgen, sondern auch jüdische Kollegen, die nach 1933 gedrängt wurden, die Fachgesellschaft unter zum Teil fadenscheinigen Begründungen zu verlassen oder die nicht mehr in die DGCH eintreten durften. Der schwierigen Recherche – häufig beendeten hohes Alter oder Krankheiten wichtige Dialoge vor Drucklegung – ist das Buchkapitel „Memento“ gewidmet. „Neben den ausführlichen Biographien konnten leider nicht immer vollständige Daten eruiert werden“, erläuterte Steinau. „Daher umfasst diese Gruppe nur fragmentarisch weitere betroffene Verfolgte, die damit nicht als namenlose Opfer ohne Erinnerung bleiben.“

Dabei zeigen die Biographien auch, dass die Emigration sogar erfahrenen Chirurgen im Ausland erhebliche Hürden bereitete, etwa in Form erneuter Assistenzjahre, von neuen Examensprüfungen, von Tätigkeiten weit unter Qualifikation oder anhaltender Arbeitslosigkeit.

H. Bauer, E. Kraas, H.-U. Steinau (Hrsg.)
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1933–1945. Band II: Die Verfolgten
Kaden Verlag, Heidelberg 2019
Gebunden, XLVIII, 384 Seiten
ISBN 978-3-942825-60-3. 59,90 Euro

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