Graz: Ehemaliger Chef der Kinderchirurgie Michael Höllwarth verstorben

M. Höllwarth

Prof. Dr. Michael Höllwarth, langjähriger Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie und richtungsweisender Pionier seines Fachgebiets, ist am 12. März 2024 im 81. Lebensjahr verstorben. Höllwarth ist am 3. Mai 1943 in Reutte/Tirol geboren und auch aufgewachsen. Nach Abschluss seines Studiums begann er 1968 seine ärztliche Tätigkeit am Pathologischen Institut in Innsbruck, 1970 wurde er Assistent in der Klinik für Allgemeinchirurgie der Universität Innsbruck. Ab 1974 war er für ein Jahr als Assistent in Bremen bei dem renommierten Kinderchirurgen Fritz Rehbein. 1975 ging er nach Graz, wo er sich 1979 habilitierte. Von 1984 bis 1987 verbrachte er wissenschaftliche Forschungsjahre am Physiologischen Institut der University of South Alabama in Mobile, USA. Von 1989 bis 1990 war er Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Inselspital Bern in der Schweiz. 1997 wurde er Direktor des Departments für Kinderchirurgie der Universität Graz. 2011 wurde er emeritiert. Höllwarth hat viele Publikationen verfasst und drei Lehrbücher der Kinderchirurgie mit herausgegeben. 1992 bis 1996 war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinderchirurgie, 1993 Gründungsmitglied des European Board of Pediatric Surgical Research, 2002 bis 2003 Präsident der European Pediatric Surgical Association und hat viele Auszeichnungen erhalten, u. a. als erster Österreicher die Rehbein Medaille der EUPSA und die Denis Browne Gold Medal of BAPS. Er pflegte lebenslang seinen Tiroler Dialekt, obwohl er über vierzig Jahre in der Steiermark lebte. Besondere Verdienste erwarb er in der Unfallprävention und -forschung sowie der Früherkennung von Kindesmissbrauch. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Scheer stellte er ein interdisziplinäres Expertenteam zusammen, das bei Verdacht auf Missbrauch sofort in Aktion trat. Das Konzept wurde in allen österreichischen Spitälern übernommen und fand ihren Niederschlag auch in der Gesetzgebung. Auf Höllwarths Initiative wurde 1983 der Verein „Große schützen Kleine“ gegründet. Zu dieser Zeit hatte man keine epidemiologische Vorstellung über die Quantität der Kinderunfälle. Letztlich ist es ihm gelungen eine quantitative und qualitative Unfallforschung aufzubauen, die mit dem Styrian Injury Surveillance System nun härteste Forschungsdaten zu den unterschiedlichsten Kinderunfällen bereitstellen kann. Der Rückgang tödlicher Unfälle und die Reduktion der Unfallzahlen bei Kindern in Österreich trägt auch die Handschrift von Höllwarth.