Höheres Epilepsierisiko nach bariatrischer Chirurgie

Für Personen mit ausgeprägter Adipositas ist eine bariatrische Operation, etwa ein Magen-Bypass oder ein Schlauchmagen, oftmals der letzte Ausweg, um ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Möglicherweise erhöht solch ein Eingriff jedoch das Langzeitrisiko für eine Epilepsie. Ob dem tatsächlich so ist, untersuchten kanadische Forscher in einer bevölkerungsbasierten, retrospektiven Studie, die soeben im Fachmagazin Neurology erschienen ist [1]. Sie verglichen Daten von 16 958 Adipösen, die sich zwischen Juli 2010 und Dezember 2016 einem bariatrischen Eingriff unterzogen hatten, mit Daten von 622 514 Adipösen ohne Eingriff. Sechs Jahre postoperativ hatten 0,4 Prozent der Operierten eine Epilepsie entwickelt, verglichen mit 0,2 Prozent der Nicht-Operierten. Nach Abgleichung auf etwaige Confounder betrug die Epilepsierate in der Bariatrische-Chirurgie-Gruppe 50,1/100 000 Personenjahre, ohne Chirurgie lag sie bei 34,1/100 000 Personenjahre. Das Risiko, Jahre später nach einem bariatrischen Eingriff eine Epilepsie zu erleiden, ist mit 45 Prozent fast doppelt so hoch wie ohne Operation (Hazard Ratio: 1,45; 95-%-KI = 1,35–1,56). Bei Erwägung einer bariatrischen Operation als Therapie der Adipositas sollten deshalb alle Vor- und Nachteile, ebenso mögliche Langzeitkomplikationen, mit dem Patienten besprochen werden. Die Autoren schlussfolgerten, dass das Risiko für die Entwicklung einer Epilepsie bei Personen mit diagnostizierter Adipositas signifikant erhöht war, wenn sie sich einem bariatrischen Eingriff unterzogen. Ein Schlaganfall während der Nachbeobachtungszeit war ebenfalls mit einem höheren Epilepsierisiko verbunden.
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1. Antaya TC, Qureshi A, Richard L, et al (2022) Epilepsy risk following bariatric surgery for weight loss. Neurology 2022. doi:10.1212/WNL.0000000000201100