Zi-Praxis-Panel: Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Lage der Arzt- und Psychotherapiepraxen 2017–2020 veröffentlicht

Das in den letzten Jahren ohnehin eher schwache Einnahmenwachstum der 102.000 Arzt- und Psychotherapiepraxen hat sich zuletzt weiter abgeschwächt. Im Jahr 2020 lag es bei lediglich 2,6% im Vergleich zum Vorjahr. In den beiden Jahren zuvor hatte dieser Wert noch bei 3,8 bzw. 3,7% gelegen. Insgesamt sind die Praxiseinnahmen von 2017 bis 2020 um 10,5% gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch die Gesamtaufwendungen um 13,3 %angewachsen. Sie lagen damit systematisch über der Einnahmenentwicklung. So verwundert es nicht, dass die Entwicklung der Praxisüberschüsse im Jahr 2020 deutlich niedriger lag als in den Vorjahren. Inflationsbereinigt stiegen die Jahresüberschüsse in den Jahren 2017 bis 2020 nur um durchschnittlich 1,4% pro Jahr.

Der Kostenanstieg in den Praxen hat die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 3,7% zunahmen, um nahezu das Vierfache überschritten. Größter Kostenfaktor für die Praxen sind die Ausgaben für Personal, die im Jahr 2020 fast 56% der Gesamtaufwendungen umfassten. Von 2017 bis 2020 nahmen die Personalaufwendungen um 19% zu. Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung (+38,4%), bei Material und Labor (+19%) sowie bei der Miete für Praxisräume (+3%). Die Kostenentwicklung der Praxen lag bisher systematisch über der allgemeinen Teuerungsrate.

 

Das sind die zentralen Ergebnisse einer Vorabinformation des Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2017 und 2020 analysiert hat. „Dass die Niedergelassenen 2020 mit 1,6% real noch ein kleines Plus beim Jahresüberschuss verbuchen konnten, haben sie allein der extrem niedrigen Inflationsrate von damals 0,5% zu verdanken. Der gleiche nominale Zuwachs beim Jahresüberschuss würde bei der Verbraucherpreisentwicklung von 2021 (3,1%) zu realen Verlusten der Praxen führen. Für 2022 dürfen wir aufgrund der hohen Inflationsrate von bisher 7,5% massiv ansteigende Kosten und aufgrund von Sparmaßnahmen der Bundesregierung zugleich stagnierende, wenn nicht gar rückläufige Einnahmen erwarten“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. 

Der Zi-Chef forderte dazu auf, die absehbar schwierige Lage der Praxisinhaber zu berücksichtigen. „Man darf nicht allein den Blick auf die Krankenhäuser richten, die Praxisinhaberinnen und -inhaber aber einem beträchtlichen wirtschaftlichen Risiko überlassen. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Personalmangels in der medizinischen Versorgung müssen die Praxen als Rückgrat der Regelversorgung geschützt und gefördert werden“, bekräftigte der Zi-Vorstandsvorsitzende.