AKH Wien: Walter Klepetko ist Pensionist

W. Klepetko

Der weltweit bekannte Wiener Chirurg Prof. Dr. Walter Klepetko (67) beendet nach 40 Jahren am Wiener AKH seine universitäre Karriere. Der Thoraxchirurg wird in der Wiener Privatklinik (WPK) weiterhin tätig sein. Er schaut positiv auf seine Wirkstätte zurück – hinterlässt eines der weltweit größten Zentren für Lungentransplantationen (LTX). Mit einem Symposium und einer Feier wurde er dort jetzt verabschiedet. Klepetko war lange Jahre Chef der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie, ab 2019 bis zu einer Neuorganisation auch Vorstand der gesamten Chirurgischen Universitätsklinik im AKH/MedUni Wien. Unter Leitung des gebürtigen Wieners – Schüler des Herzchirurgen Ernst Wolner – wurde mit seinem Team an der MedUni Wien eines der weltweit renommiertesten thoraxchirurgischen Zentren aufgebaut. Während sich Klepetko in den vergangenen Jahren vor allem der Tumorchirurgie widmete, bleibt sein Wirken mit der LTX verbunden. In Wien wurden seit 1989 rund 2500 durchgeführt. Parallel dazu etablierten Klepetko und Team dafür das größte Ausbildungszentrum Europas, gleichrangig mit einem Kooperationszentrum in Toronto. Die ersten LTX erfolgten bereits in den 1960ern in den USA. Bis zur Einführung des Cyclosporin starben die Kranken binnen kurzer Zeit. Heute beträgt die Ein-Jahres-Überlebensrate über 90 Prozent, für fünf Jahre 75 Prozent. In Wien gab es schon in den 1970ern erste Tierversuche. Wolner motivierte 1986, man sollte die LTX wieder angehen – im November 1989 war es dann soweit. Geeignete Patienten zu finden war schwierig. Mit dem ersten ‚idealen‘ Patienten dauerte die einseitige Transplantation neun Stunden – er überlebte viereinhalb Jahre. Während zu Beginn der LTX zumeist beide Lungenflügel und das Herz gleichzeitig transplantiert wurden, ging man später dazu über, einen Lungenflügel zu transplantieren. 1993 erfolgte in Nordamerika erstmals eine LTX nach Lebendspende. In Wien wurden zuletzt auch über 35 Patienten mit Lungenversagen aufgrund Covid-19 transplantiert, so Klepetko. Internationale Transplantationsstatistiken belegen eindeutig die Spitzenstellung des Wiener Zentrums. In einem Vergleich von 22 Staaten liegt Österreich mit 11,2 LTX/1 Mio. E. weit an der Spitze – in Toronto waren es 8,6 Eingriffe, in Deutschland nur 4,1. Die hohen Wiener Zahlen führten zu vielen hoch bewerteten Publikationen. 2017 bestieg Klepetko mit zehn seiner Patienten gar den Kilimandscharo. 2018 wurde an der Klinik der Formel-1-Legende Niki Lauda ein Lungenflügel transplantiert. Er selbst habe seit Jahren keine LTX mehr durchgeführt – die hochkomplexen Eingriffe seien immer Teamarbeit. Erst vor kurzem sind neue internationale Leitlinien für LTX mit Co-Autorenschaft von Klepetko veröffentlicht worden. 2021 übergab er Prof. Dr. Konrad Hötzenecker die Leitung seiner Klinik. Klepetko und sein Team hatten nicht immer ruhige Zeiten. 2019 wurden in der Süddeutschen Zeitung Vorwürfe aus anonymer Quelle wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten erhoben. Mittlerweile haben mehrfache Untersuchungen alle Vorwürfe entkräftet. Der Rektor der MedUni Wien sprach im Frühjahr 2022 im Magazin „profil“ von einem „Komplott, das lange vorbereitet war“.

Quelle: red wien.ORF.at