Seit 2014 werden während des Internationalen Kongresses der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) mindestens zwei Persönlichkeiten für „ihr herausragendes Lebenswerk und ihre Verdienste um die Augenheilkunde“ dadurch geehrt, dass sie in eine imaginäre „Hall of Fame Ophthalmologie“ aufgenommen werden. Neue Mitglieder dieser Ruhmeshalle sind seit dem 16. Juni 2023 Prof. Dr. med. Anselm Kampik (München) und Prof. Dr. med. Thomas Neuhann (München).
Prof. Dr. med. Anselm Kampik: Der Lehrer, Forscher und Arzt
Prof. Dr. med. Anselm Kampik war ab 1987 als Ordinarius für Augenheilkunde an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg tätig, 1993 wurde er als Ordinarius für Augenheilkunde an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen, wo seine Facharztausbildung absolviert und sich habilitiert hatte. Seit dem Jahr 2015 ist er als Direktor des Augenzentrums im Brienner Hof in München sowie als Belegarzt an der Augenklinik Herzog Carl Theodor tätig. A. Kampik forschte beispielsweise zur Retinologie, der Histopathologie des Auges, der multimodalen Bildgebung des Auges, den Erkrankungen der vitreoretinalen Grenzfläche und pharmakologische Vitreolyse und der diabetischen Retinopathie. Er war von 1996 bis 1997 Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und leitete von 1999 bis 2014 als Generalsekretär deren Geschicke. In der Retinologischen Gesellschaft war er von 1992 bis 2001 im Vorstand tätig. Er war Mitorganisator der Essener Fortbildung für Augenärzte (1995–1999), der Programmkommission der Augenärztlichen Akademie Deutschland, des Ophthalmologischen Grundlagenkurses der DOG. Ausgezeichnet wurde A. Kampik unter anderem 2003 mit der Medaille d’Or Paul Chibret und 2020 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seit 2014 ist er Ehrenmitglied des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands und seit 2015 Ehrenmitglied der DOG.
„Wenn man über 50 Jahre auf das Augenfach zurückblickt, dann sind wir in einer extrem privilegierten Lage, dass wir so Vieles gesehen und so vieles Neues erlebt haben, was wir uns vor 50 Jahren nicht hätten vorstellen können. All das ist nur möglich, wenn viele Leute mit viel Neugierde dran gehen, Dinge neu zu entwickeln. Und diese Neugierde gepaart mit hervorragenden Mentoren, mit vielen guten Kollegen, machen es dann möglich, dass man Dinge bewegen kann und mit Interesse das, was man tut am Patienten, klinisch und wissenschaftlich nachzuvollziehen." – so A. Kampik bei seiner Ansprache.
Prof. Dr. med. Thomas Neuhann: Innovativer und kreativer Entwickler der Kapsulorhexis
Prof. Dr. med. Thomas Neuhann war er als niedergelassener Augenarzt in München tätig und leitete die belegärztliche Augenabteilung am Rotkreuz-Klinikum München. 1987 gründete er den Jahrestag der Deutschen Ophthalmochirurgen, aus dem später der DOC-Kongress wurde. 1988 wurde er zum außerplanmäßigen Professor für Augenheilkunde an der Universität Mainz benannt. T. Neuhann gründete 1991 die Hornhautbank München und 1996 die alz Augenklinik München. Im Jahr 1997 folgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Von 1998 bis 2000 war er Präsident der “European Society of Cataract and Refractive Surgery”, von 2002 bis 2017 war er Mitglied und Vorsitzender in der Kommission Refraktive Chirurgie des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Er erhielt vielfältige Auszeichnungen, so beispielsweise den „Kritzinger Award“ der „International Society of Refractive Surgery“ (2004), den Wissenschaftspreis der Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (2012) und die Beer-Lecture (Inaugural Lecture) der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (2022).
„In den letzten 50 Jahren haben wir in unserer Augenheilkunde eine atemberaubende Entwicklung erlebt, die von eigentlich niemandem für möglich gehalten worden ist“ – resümierte T. Neuhann nach der Überreichung seiner Urkunde. „Und was werden die nächsten Blockbuster sein? Na, der liebe Gott hat nur wenige Propheten und keiner davon heißt Neuhann. Aber man kann ja vielleicht noch eine Sekunde träumen: Eine funktionierende akkommodierende Linse, eine sichere dauerhafte Ableitung, wenn das Kammerwasser seinen richtigen Weg nicht mehr findet, Hornhauttransplantate aus Bioengineering, oder sogar aus alloplastischen Materialien, funktionierende Netzhautchips, Gentherapie ... meine und meiner Generation Zeit, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist jetzt vorbei. Die Chance, Aufgabe und Verantwortung solche und viele andere denkbare „significant improvements“ voranzutreiben und Wirklichkeit werden zu lassen, die liegt jetzt bei Ihnen allen, denen die Gegenwart und die Zukunft gehört!“