Deutscher Zukunftspreis: Gefühl für künstliche Hände

Das Startup Vincent Systems, gegründet von einem Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft –, gehörte zu den drei Finalisten des Deutschen Zukunftspreises, verliehen vom Bundespräsidenten, und ist nun im „Kreis der Besten“. Hochbeweglich, sensibel und kraftvoll: Die menschliche Hand ermöglicht oftmals erst eine differenzierte Interaktion mit der Umwelt. Prothesen helfen Menschen bei Verlust von Extremitäten wieder den Alltag zu meistern und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Funktionen der Hand in einer Prothese lebensnah nachzubilden gehört dabei zu den größten technischen Herausforderungen. „Innovationen schaffen im Großen Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen und können im Kleinen unser Leben einfacher machen“, unterstreicht Prof. Holger Hanselka, Präsident des KIT. „Es freut mich besonders, dass hier das Knowhow von Mitarbeitern des KIT bei der Inklusion von Menschen mit einem Handicap konkret hilft. Ich gratuliere Vincent Systems zu dem tollen Erfolg.“

Jedes Jahr erhalten weltweit rund 10 000 Menschen eine elektronisch gesteuerte Prothese. Manchen Nutzergruppen blieb ein solcher Handersatz verwehrt. Denn die verfügbaren Hightech-Prothesen waren zu schwer und groß. Vincent Systems hat es geschafft ein Baukastensystem für künstliche Handprothesen mit Tastsinn für nahezu alle Altersstufen und Verletzungsniveaus zu entwickeln, und wurde dafür für den Zukunftspreis nominiert. Damit tritt sie in die Gruppe von Innovatoren ein, die in den letzten 21 Jahren für die jeweiligen Zukunftspreise nominiert waren. „Unsere Entwicklung ist die leichteste und beweglichste Handprothese der Welt“, erklärt Dr. Stefan Schulz, Gründer und Geschäftsführer der Vincent Systems und bis 2009 Forschungsgruppenleiter am Institut für Angewandte Informatik des KIT. „Sie kann im Gegensatz zu den aktuellen Standardlösungen jeden Finger einzeln aktiv bewegen.“

Kern der Innovation ist die weltweit kleinste Einzelfingerprothese mit miniaturisierten Antrieben. Die unterschiedlich großen, aktiven Finger und Daumen bilden zusammen mit Rahmenelementen ein sehr flexibles modulares System, das sich an den individuellen Teilhandstumpf jedes Nutzers anpassen lässt. Durch robuste Leichtbaumaterialien und eine softwaregestützte Optimierung der Gestalt erreicht das neue System ein geringeres Gewicht, ohne Stabilitätsverlust: Die Prothese wiegt etwa genauso viel wie die menschliche Hand. Neu ist auch der integrierte Tastsinn. Er gibt dem Träger Rückmeldung über die ausgeübten Kräfte. Die Technologie ist bereits erfolgreich am Markt eingeführt und es werden orthopädische Fachwerkstätten in Deutschland, Europa und den USA mit den Prothesen beliefert.

Der Deutsche Zukunftspreis – dotiert mit 250 000 Euro – ehrt herausragende technische, ingenieur- und naturwissenschaftliche Leistungen, die zu anwendungsreifen Produkten führen. Die Entscheidung, welches der nominierten Teams den Deutschen Zukunftspreises 2017 erhält, fiel am 29. November 2017 in einer feierlichen Abendveranstaltung im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin und wurde vom ZDF übertragen.

www.deutscher-zukunftspreis.de/de/nominierte/2017/team-3

www.vincentsystems.de