Eine aktuelle internationale Kohortenstudie, die Daten von 156.000 Patienten aus elf Ländern ausgewertet hat [1], belegt, dass die diabetische Retinopathie bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus rückläufig ist. Diese Folgeerkrankung war lange Zeit eine der Hauptkomplikationen bei jugendlichen Patienten mit Typ-1-Diabetes. Mitgewirkt an der Studie hat Prof. Dr. med. Reinhard Holl vom deutschen Register „Diabetes-Patienten-Verkaufsdokumentation“ (DPV-Register). „Wir können vermuten, dass diese Entwicklung im Zusammenhang mit der verbesserten glykämischen Kontrolle in den letzten Jahren stehen könnte. Diese wurde auch mithilfe des gestiegenen Zugangs zu Diabetestechnologien wie der kontinuierlichen Blutzuckermessung und Insulinpumpen, ermöglicht“, so R. Holl zu den Ergebnissen der Studie. „Das trug offenbar erheblich dazu bei, mikro- und makrovaskuläre Komplikationen, die zur Retinopathie, aber auch zur Nephropathie und Neuropathie führen, hinauszuzögern oder gar zu verhindern.“ Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft begrüßt diese Entwicklung, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass einige Patientengruppen mit Diabetes mellitus in Deutschland aufgrund von Barrieren wie suboptimaler interdisziplinärer Kommunikation und langen Wartezeiten immer noch zu selten auf diabetesbedingte Augenerkrankungen gescreent werden. Zudem würde nur jeder dritte Bluthochdruck bei Diabetespatientinnen und -patienten konsequent behandelt. Das Potential für eine bessere Versorgung sei bei der Arztdichte in Deutschland groß.
1. Bratina N et al (2022) Differences in retinopathy prevalence and associated risk factors across 11 countries in three continents: A cross‐sectional study of 156,090 children and adolescents with type 1 diabetes. Pediatric Diabetes.