In memoriam Jörg Rüdiger Siewert (1940–2024)

Prof. Dr. Rüdiger Siewert; Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg/Britt Schilling

Kurz vor seinem 84. Geburtstag ist Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Jörg Rüdiger Siewert am 9. Januar 2024 in „seinem Universitätsklinikum rechts der Isar“ in München gestorben. Als Direktor der Chirurgischen Klinik der Technischen Universität München (TUM) von 1982 bis 2007 und als Ärztlicher Direktor des Klinikums von 1987 bis 2007 hat er diese Institution über zwei Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt. Unter seiner Leitung entwickelte sich das „Rechts der Isar“ zu einem der führenden deutschen Universitätsklinika. „Wir sind über seinen Tod zutiefst betroffen. Wir verlieren mit Professor Siewert einen weltweit bekannten Pionier der Chirurgie und einen der profiliertesten Vertreter der deutschen Hochschulmedizin der vergangenen Jahrzehnte“, sagte Dr. med. Martin Siess, Siewerts Schüler, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender im Namen des gesamten Vorstands. Siewert war in jeglicher Hinsicht eine Ausnahmepersönlichkeit. Als Arzt und Chirurg sah er seine Patienten immer im Mittelpunkt seines Handelns. Er galt als einer der weltweit führenden onkologischen Chirurgen mit einem besonderen Schwerpunkt in der Oesophagus- und Magenchirurgie. Der gebürtige Berliner studierte in Basel und an der FU seiner Geburtsstadt, wo er 1965 promoviert wurde. Seine Fachausbildung begann er am Berliner Rudolf-Virchow-Krankenhaus und ging 1969 an das Universitätsklinikum Göttingen zu Hans-Jürgen Peiper, der gerade den dortigen Lehrstuhl für Chirurgie übernommen hatte. Hier startete Siewert mit aufsteigender Verantwortung seine beispielhafte Karriere – 1972 erwarb er den Facharzt für Chirurgie und habilitierte sich –, die schließlich 1982 seine Berufung nach München nach sich zog. Nach seiner Emeritierung in München bekleidete Siewert von Juni 2007 bis November 2011 das Amt des Leitenden Ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Heidelberg. Von März 2010 bis November 2011 war er zudem kommissarischer Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg. Im November 2011 wechselte er ganz nach Freiburg und blieb dort bis 2018. Siewert war u. a. Präsident der DGCH, mit deren Chirurgenkongress er 2002 die Digitale Revolution startete. Siewert hatte einen starken Einfluss auf die nationalen chirurgischen Vereinigungen, so die DGCH, die DGAV und den BDC. Er war Präsident der International Surgical Society (ISS/SIC), Präsident der International Society for Diseases of the Esophagus (ISDE), Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) sowie Mitglied und Senator der Leopoldina. Seine wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen fanden Niederschlag in einer Vielzahl von Publikationen und Lehrbüchern. Man hat Siewert national und international mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande wie auch des Bayerischen Verdienstordens. 2013 wurde er Ehrendoktor der Universität Freiburg. Hochschulpolitisch engagierte er sich zuletzt besonders als Kopf des VUD, mit dem er die Interessen der Hochschulmedizin vertrat.