Kaltplasma als mögliches neues Therapeutikum bei Hornhautinfektionen

Eine neue Methode, die offenbar das Potential hat, korneale Infektionen effizient zu behandeln, hat jetzt eine deutsche  Arbeitsgruppe im „American Journal of Ophthalmology“ vorgestellt – den Einsatz von Argon- Kaltplasma. Das Argon-Kaltplasma wird bei der neu entwickelten Technologie mittels handgehaltenem Pen appliziert wird. Es wurde in der Studie zunächst in vitro an kornealen Limbusepithelzellen erprobt, wobei die Anwendungszeiten zwischen einer halben und zehn Minuten lagen. In einer weiteren Versuchsserie wurde das Verfahren an in Kultur gehaltenen Erregern von Hornhautinfektionen (Staph. aureus, Staph. epidermidis, E. Coli, Pseudomonas aeruginosa, Candida albicans) getestet. Die humanen Limbusepithelien überstanden Anwendungen zwischen einer halben und 5 Minuten ohne bleibende Schäden. Die Zellmorphologie hatte sich 24 Stunden nach der Behandlung normalisiert; lediglich eine zehnminütige Behandlung mit dem Plasma führte zu erkennbaren Schädigungen der Zellen. Unter den pathogenen Keimen waren Staph. aureus und E. coli am anfälligsten für die Kaltplasma-Behandlung; in den Candida albicans-Kulturen kam es erst nach zehnminütiger Exposition zu einer Wachstumsreduzierung um 40 %. Ermutigt durch diese Ergebnisse wurde das Argon-Kaltplasma bei 4 Patienten mit teilweise schweren Hornhautulzera eingesetzt. Alle vier Patienten bekamen gleichzeitig eine topische sowie eine systemische Antibiotikatherapie. Nach Einschätzung der Autoren ist dies die erste in der Literatur beschriebene Therapie dieser Art bei Hornhautgeschwüren. Die Behandlung erfolgte 4 – 5 Mal über mehrere Wochen. In allen Fällen konnte die Infektion bekämpft und teilweise deutliche Visusverbesserungen erzielt werden. Patient Nummer 4 beispielsweise hatte ein Ulcus cornea mit massivem Hypopyon sowie einer Endophthalmitis und nahm nur noch Handbewegungen wahr. Nach der fünften Kaltplasma-Anwendung war das Epithel geschlossen, eine kleine parazentrale Narbe war in dem entzündungsfreien Auge zurückgeblieben und der Visus hatte sich auf von 0,6 auf 0,4 logMAR gebessert.

Da das Kaltplasma die Oberfläche austrocknet, kam es während der Behandlung zu Epiphora. Nebenwirkungen durch das Kaltplasma wurden nicht beobachtet. Ob das Argon-Kaltplasma das Potential hat, zur Routinetherapie kornealer Infektionen zu werden, müssen Studien mit größeren Patientenzahlen untersuchen.

Reitberger H et al (2018) Argon cold plasma – a novel tool to treat therapy-resistant corneal infections. Am J Ophthalmol 190: 150 – 163