Kardiovaskuläre Krankheiten sind Risikofaktor für schnelle Glaukomprogression

Eine australische Studiengruppe hat die Risikoprofile ihrer Glaukompatienten in Abhängigkeit von der Progression des durch die Optikusneuropathie bedingten Gesichtsfeldausfalls verglichen. Dabei wurden die Daten von 48 Patienten, bei denen sich der Befund schnell verschlechterte – definiert als eine Zunahme des Gesichtsfelddefektes um 1 dB oder mehr pro Jahr –, mit denen von 486 Patienten mit einer langsameren Progression (<1 dB MD/Jahr) verglichen. In die Untersuchung wurden nur Glaukompatienten aufgenommen, die mindestens 5 Untersuchungen, zum Beispiel mit dem Humphrey-Perimeter 24-2 hinter sich hatten. Die Patienten, bei denen sich der Befund schnell verschlechterte, erlitten im Schnitt pro Jahr einen weiteren Gesichtsfeldverfalls um -1,55 dB, die Patienten mit langsamer Progression nur um -0,24 dB/Jahr. Auffallendstes Ergebnis der Studie war: Das Vorhandensein von kardiovaskulären Erkrankungen erwies sich als ganz wesentlicher Risikofaktor für eine schnelle Gesichtsfeldprogression. Patienten mit einem bekannten Herzkreislaufleiden hatten ein um den Faktor 2,3 höheres Risiko der schnellen Progression im Vergleich zu kardial und vaskulär Gesunden. Die Progression trat bei den Herz-Kreislaufpatienten auf, obwohl sie im Schnitt einen niedrigeren Intraokulardruck (IOD) mit 18,8 mmHg gegenüber 20,99 mmHg bei den Patienten mit der langsameren Progression des Schadens hatten, häufiger glaukomoperiert waren (1,02 Eingriffe versus 0,21 Eingriffe) und deutlich mehr IOD-senkenden Medikationen (4,3 versus 2,5) bekamen. Unabhängig vom kardiovaskulären Zustand war die arterielle Hypotension ein Risikofaktor (2,40), was in Einklang liegt mit Arbeiten bzw. pathogenetischen Konzepten, die das Glaukom (auch) als ein Gefäßleiden mit Minderperfusion der retinalen Ganglienzellen beschreiben. Eine Pseudoexfoliation war ebenfalls ein Risikofaktor für schnelle Progression (2,65), ein Diabetes mellitus hingegen nicht (0,64).

Chan T et al (2017) Risk factors for rapid glaucoma disease progression. Am J Ophthalmol 180: 151-157