KI in der Glaukomdiagnostik

„In der Augenheilkunde und gerade auch bei der Glaukomdiagnostik gibt es bereits einige Beispiele, wie KI in der Forschung genutzt und in der Patientenversorgung eingesetzt werden kann. Dabei ist KI ein Hilfsmittel, keinesfalls aber ein Ersatz für die augenärztliche Expertise.“ – so das Fazit von Prof. Dr. med. Hagen Thieme (Magdeburg) während der Pressekonferenz der Akademie der Augenärzte Deutschlands (AAD) Mitte März 2023 in Düsseldorf.

Weltweit suchen Arbeitsgruppen nach Wegen, die Künstliche Intelligenz (KI) für die Glaukomdiagnostik nutzbar zu machen. Einige Beispiele von Veröffentlichungen aus den vergangenen Jahren wiesen erste erfolgreiche Anwendungen nach, wie H. Thieme ausführte: Schon heute kann die KI Gesichtsfelder auswerten, wobei sie Defekte sogar zuverlässiger erkennt als menschliche Experten. Damit könnten entsprechende Anwendungen die Glaukomdiagnose unterstützen. Es wäre sogar möglich vorherzusagen, wie sich das Gesichtsfeld eines Patienten entwickeln wird: Eine Arbeitsgruppe ließ ein rekurrentes neuronales Netzwerk jeweils fünf Gesichtsfeldbefunde von Patienten auswerten und dann vorhersagen, wie eine sechste Untersuchung ausfallen würde. Das Ergebnis war herkömmlichen Methoden überlegen.

Eine andere Anwendung der KI bei der Beurteilung der Dicke der retinalen Nervenfaserschicht anhand von Fotografien des Augenhintergrunds. Trainiert wurde diese Anwendung anhand von Fundusaufnahmen und von RNFL-Messungen mittels OCT. Das Programm kann anhand der Fotos gut unterscheiden, ob mit einem schnellen oder einem moderaten Rückgang von Nervenfasern zu rechnen ist. Damit hilft es Augenärzten bei der langfristigen Nachverfolgung von Glaukomerkrankungen und bietet eine Unterstützung für Therapieentscheidungen auch dort, wo eine OCT-Untersuchung nicht möglich ist.