Marburger Bund fordert Begrenzung des Schichtdienstes und Gehaltsplus von 12,5% für Universitätsmediziner

In diesem Herbst beginnen die Verhandlungen des Marburger Bundes (MB) mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), bei denen der Tarifvertrag (TV-Ärzte) neu ausgehandelt wird. Betroffen sind 23 an den Tarifvertrag gebundene Universitätskliniken mit insgesamt 20.000 angestellten Ärzten. Für die Verhandlungen strebt der MB ein lineares Gehaltsplus von 12,5% sowie eine vollständige Neuorganisation von Schicht- und Wechselschichtarbeit an. 

„Die Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken haben eine Dreifachbelastung zu schultern: Sie behandeln schwerkranke Patienten mit den Mitteln hochspezialisierter Medizin, sie betreiben Forschung in ihren jeweiligen Fachgebieten und sie bilden im Rahmen der universitären Lehre angehende Kolleginnen und Kollegen aus. Gleichzeitig sind sie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen mit einer stetigen Verdichtung der ärztlichen Arbeit konfrontiert. Sollte der ärztliche Beruf in den Universitätskliniken nicht auch in finanzieller Hinsicht deutlich an Attraktivität gewinnen, drohen erhebliche Engpässe in der universitätsmedizinischen Versorgung und der Wegfall ärztlicher Weiterbildung in diesen Kliniken“, so Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes, im Vorfeld der Verhandlungen. Die Erhöhung der Gehälter sei nicht nur aufgrund der hohen Inflation nötig, vielmehr müsse der Gehaltsabstand aufgeholt werden, den die Universitätskliniken zu anderen Krankenhäusern haben. Als weiterer Verhandlungsschwerpunkt ist die Aufwertung der Arbeit zu ungünstigen Zeiten geplant: „Zu einer zunehmenden Verdichtung der Arbeit führt der anhaltende Trend, immer mehr reguläre Klinikarbeit von Ärztinnen und Ärzten in die Randzeiten des Tages und auf die Wochenenden zu verlegen. Dieser Entwicklung muss wirksam Einhalt geboten werden. Wir fordern deshalb höhere Zuschläge auf Dienste zu ungünstigen Zeiten“, erklärte A. Botzlar weiter. „Aus diesem Grund fordern wir die Anhebung der Zuschläge für Arbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen sowie für Überstunden. Wir wollen mit der Einführung neuer Zuschläge für Arbeit in Randzeiten zudem erreichen, dass gerade Arbeit zu jenen Stunden zumindest besser bezahlt wird“. Eine vollständige Neuorganisation des Schichtdienstes wird angeregt, so plant der MB ein aufkommensabhängiges und individuell gerechtes Zuschlagsystem, das auf die Belastungen der Schichtarbeit mehr als nur symbolisch Rücksicht nimmt. Dabei soll der Schichtdienst auf ein verträgliches Maß beschränkt und frühzeitig und rechtskonform geplant werden.