Nachruf: Jörg Draeger (1929–2017)

Prof. Dr. med. Jörg Draeger

"The sky is the limit" – heißt es im Angelsächsischen. Für Jörg Draeger war nicht einmal der Himmel, den er als begeisterter Pilot als sein Refugium ansah, die Grenze. Seine Gedanken und Konzepte gingen über diesen hinaus - ins Weltall. Als Raumfahrtmediziner, der er neben dem Ophthalmologen war, beschäftigten ihn Fragen der Physiologie unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Sein ganz besonderes Interesse galt – im All wie in der Klinik – dem Glaukom. So fand eine der Innovationen Draegers, das Selbsttonometer, den Weg an Bord der D 1- Mission, bei denen sich 1985 Astronauten einer Serie von Augeninnendruckmessungen an Bord der Raumfähre Challenger (die bei ihrem nächsten Start einige Monate später explodierte) unterzogen und eine annähernde Verdopplung des IOD in der Schwerelosigkeit dokumentierten.

Die Tonometrie war ein zentrales Thema im Wirken Draegers und wies stets stolz daraufhin, bei wem er diese Untersuchung gelernt und seine lebenslange Einstellung zum Glaukom erworben hatte: bei Hans Goldmann, dem brillanten Berner Klinikdirektor, welcher uns das Goldmann-Tonometer hinterließ. Noch bis ins hohe Alter hinein würzte Draeger glaukomatologische Diskussionen auf Kongressen wie dem der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft  oder der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, refraktive und interventionelle Chirurgie (DGII) mit dem Hinweis auf Goldmann und dessen grundlegendem Verständnis von der Rolle des okulären Perfusionsdrucks als einem pathogenetischen Faktor des Leidens.

Draeger, 1929 in Thüringen geboren, verbrachte die meiste Zeit seiner augenärztlichen Tätigkeit in Hamburg, – seit 1981 als Ordinarius und Direktor der Universitätsaugenklinik. Er war nicht nur Präsident der DOG, sondern auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Luft-und Raumfahrtmedizin sowie Vizepräsident der "Medical Aerospace Association". Einen erfolgreichen internationalen Raumfahrtmedizinkongress 1994 in Hamburg ausgerichtet zu haben, gehörte zu den Highlights eines an Erfolgen und Ehrungen reichen akademischen Lebens. Die Nachricht von seinem Ableben im 88. Lebensjahr lässt seine Freunde (derer gab es viele) betroffen zurück und jene, die nicht so gut mit ihm auskamen (derer gab es einige), veranlasst sie zum Innehalten. Wir in der DGII sind Jörg Draeger als einem der Gründungsmitglieder unserer Gesellschaft besonders tief verbunden.

Er ist jetzt bei den Sternen.

 

H. Burkhard Dick, Präsident der DGII

Gerd U. Auffarth, Vizepräsident der DGII