Bereits im Vorfeld der ersten Lesung des Gesetzes im Bundestag hat sich der Deutsche Ärztinnenbund e.V. deutlich gegen die Einführung des umstrittenen Betreuungsgeldes ausgesprochen. Eine im März 2012 veröffentlichte Studie* des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zeigt die möglichen negativen Auswirkungen finanzieller Anreize für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, deutlich auf: die Frauenerwerbsquote sinkt, die frühkindliche Entwicklung kann beeinträchtigt sein, ältere Geschwister bleiben in dieser Konstellation dem Kindergarten häufiger fern - die sind nur einige Punkte, die genannt werden.
Auch wenn diese Effekte häufiger bei Familien mit geringem Qualifikationsniveau und niedrigem Einkommen auftreten, so sieht Frau Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, das geplante Gesetz äußerst kritisch: "Die Einführung des Betreuungsgelds muss erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Der Deutsche Ärztinnenbund macht sich seit vielen Jahren für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gute Arbeitsbedingungen im Arztberuf stark. Das Betreuungsgeld steht dem Bild der modernen berufstätigen Ärztin diametral entgegen und festigt überkommene Rollenbilder. Ärztinnen und Ärzte wollen heute berufstätig und mit ihren Kindern zusammen sein. Als Ärztinnen sind wir auch für die Gesundheit und Förderung von Kindern verantwortlich, die zum Beispiel frühzeitig lernen sollten, richtig zu sprechen, wie man sich gesund ernährt und ausreichend bewegt. Auch unter diesem Aspekt fordern wir gleiche Chancen für alle Kinder."
Der Deutsche Ärztinnenbund sieht einen viel dringenderen Bedarf darin, das Angebot qualifizierter Betreuungsangebote auszubauen. "Das Betreuungsgeld könnte sehr viel sinnvoller und zukunftsorientierter eingesetzt werden - zum Beispiel für den Ausbau und den Unterhalt von Kindertagesstäten und die notwendige Qualifikation von Erzieherinnen und Erziehern", so Dr. Erla Spatz-Zöllner, Mitglied im Vorstand des Deutschen Ärztinnenbundes.
* Taxing Childcare: Effects on Family Labor Supply and Children
Christina Gathmann, Björn Sass, IZA DP No. 6440, März 2012
Quelle: Deutscher Ärztinnenbund e.V.