Neuartiges Retinaimplantat könnte IVOM-Therapie bei der Behandlung der AMD ablösen

Das Fraunhofer-MAVO-Projekt „KryoRet“ entwickelte die technischen und biotechnologischen Voraussetzungen für die Lagerung eines Retinaimplantats, das auf humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (hiPSC) basiert. Diese regenerative Behandlung habe das Potenzial zur Heilung der altersbedingten Makuladegeneration und könne zukünftig möglicherweise die kostenintensive IVOM-Therapie ablösen, heißt es in einer Pressemitteilung des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) vom 17. Oktober 2022. Die steigende Anzahl an klinischen Studien von humanen induzierten pluripotenten Stammzellen in der Ophthalmologie benötigt dringend neue Methoden des Tissue Engineerings, der Langzeitlagerung und Logistik, um eine Unabhängigkeit vom Spendermaterial zu erreichen und funktionale Implantate herstellen zu können. Neben dem IBMT sind Forscher des Instituts für Silicatforschung, des Translationszentrums für Regenerative Therapien und des Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik an dem KryoRet-Projekt beteiligt. Sie stehen in engem fachlichem Austausch mit Experten der Augenklinik Sulzbach/Saar, um die komplexen Aspekte der klinischen Anwendung zu berücksichtigen. Durch eine im Labor hergestellte Trägermembran wurde dem Implantat eine physiologische und funktionale Gerüststruktur verliehen. Dafür wurde eine poröse Membran aus ORMOCER mit SiO2-Fasern kombiniert, um geeignete Diffusionseigenschaften, Zellinteraktion und Lagerstabilität zu erreichen. Um das künstliche retinale Pigmentepithel zu kultivieren, entwickelten die Wissenschaftler einen Demonstrator für den Lagerbehälter sowie ein Einfrierungsprotokoll, wodurch das Implantat über passiv kontrolliertes Eiswachstum vor schädlichen Konzentrationsgradienten geschützt werden kann. Die Stammzell-Technologie ist insbesondere in der Ophthalmologie von großer Bedeutung, da sie ein vielversprechendes Werkzeug darstellt, um zukünftig Eigen- und Fremdimplantate herstellen zu können. Im Projekt wurden daher auch Differenzierungsprotokolle für retinale Pigmentepithelzellen etabliert, um die Funktionalität der Konstrukte direkt mit hiPSC-abgeleiteten RPE zu validieren.

PD Dr. med. Boris Stanzel, Leiter des Makulazentrums und des Klinischen Studienzentrums der Augenklinik Sulzbach, sieht durch das Projekt KryoRet einen wichtigen Grundstein dafür gelegt, den Forschungsstandort Deutschland für Zulassungsarbeiten von Zelltherapeutika bei AMD attraktiv zu machen.