In der neuen AWMF-S3-Leitlinie „Perioperatives Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT)“ wurden unter führender Mitarbeit von Viszeralchirurgen vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) Handlungsempfehlungen rund um Operationen von Tumoren im Magen-Darm-Trakt ausgearbeitet. Ziel der auf mehreren Bausteinen basierenden Maßnahmen vor, während und nach Operationen ist es, Komplikationen nach operativen Eingriffen zu vermeiden sowie die Immunantwort zu optimieren und den stationären Aufenthalt zu verkürzen. Die S3-Leitlinie wird aufgrund ihrer Relevanz für die Patientenversorgung von der Deutschen Krebshilfe mit 265000 Euro gefördert. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 110000 Personen an bösartigen Tumoren des Magen-Darm-Trakts. Der – bis auf sehr wenige Ausnahmen – einzig heilende Ansatz ist die Operation. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie haben Prof. Dr. Tim Vilz, Oberarzt der Klinik für Chirurgie am UKB, und Prof. Dr. Stefan Post, ehemaliger Direktor der Klinik für Chirurgie der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), mit Unterstützung durch den Direktor der Chirurgie, Prof. Dr. Jörg Kalff, und der Chirurgin Dr. Maria Willis aus dem UKB, sowie über 50 Experten aus Deutschland und der Schweiz, die S3-Leitlinie erstellt. Dies erfolgte im Rahmen des nationalen onkologischen Leitlinien-Programms, das gemeinsam getragen wird von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe.
Darmchirurgie: Neue S3-Leitlinie empfiehlt spezielle Darmvorbereitung mit Antibiotika
Insgesamt 77 Handlungsempfehlungen für die Zeit vor, während und nach Operationen von gastrointestinalen Tumoren erarbeitete die Leitliniengruppe basierend auf dem Konzept der Fast-Track-Chirurgie. Erreicht wird eine Senkung der Komplikationsrate durch verschiedene Interventionen rund um den Eingriff wie beispielsweise eine intensive Patientenaufklärung über das multimodale perioperative Konzept, sogenannte Prähabilitationsmaßnahmen sowie eine rasche Mobilisation nach der Operation. So empfiehlt die neue S3-Leitlinie eine spezielle Darmvorbereitung mittels Antibiotika vor Dickdarm- und Mastdarmeingriffen zur Reduktion infektiöser Komplikationen. Während der Operation eingelegte Magensonden oder Blasenkatheter sollen frühzeitig, meist noch während der Narkose wieder entfernt werden. Zudem kann auf Drainagen bei den meisten operativen Eingriffen in Gänze verzichtet werden. Bereits am OP-Tag erfolgen Mobilisation und Kostaufbau. Die postoperative Schmerztherapie mit regionalanästhesiologischen Verfahren oder einem Periduralkatheter erfolgt in enger Absprache mit den anästhesiologischen Kollegen, um Nebenwirkungsreiche Opioide einzusparen. Ein besonderes Augenmerk wurde in der neuen S3-Leitlinie auf die Zeit vor dem Eingriff gelegt. Die Empfehlungen beinhalten daher präoperativ beispielsweise die Behandlung einer bei Tumorpatienten oft vorhandenen Unterernährung und Blutarmut, Nikotin- und Alkoholverzicht sowie körperliche Aktivität. Die neue Leitlinie steht ab sofort online.