OCT bei AMD und DMÖ: Nutzen und Schaden nach Ansicht des IQWiG fraglich

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 7. Juli 2017 seinen Abschlussbericht zur Bewertung der Optischen Kohärenztomografie (OCT) bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) sowie beim Makulaödem im Rahmen der diabetischen Retinopathie (DMÖ) vorgelegt. Es kommt dabei zu dem Schluss, dass Nutzen und Schaden der OCT in der Erstdiagnostik und in der Therapiesteuerung in der Gesamtschau über alle Endpunkte fraglich sei. Bei Patienten mit nAMD könne unter einer OCT-gesteuerten Behandlung der Nutzen einer IVOM sogar vermindert sein.

Das IQWiG hat die Untersuchung, ob Patienten einen Vorteil haben, wenn ihre Behandlung mittels OCT gesteuert wird, im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) durchgeführt. Untersucht werden sollte, ob die OCT für die Diagnose einer Netzhaut­erkrankung nützlich ist, und ob sich mit der OCT der Bedarf für Medikamenten­injektionen besser kontrollieren und steuern lässt. Für seinen Vorbericht vom November 2016 hatte das IQWiG lediglich zwei randomisierte, kontrollierte Studien in die Bewertung einbeziehen können, beim Abschlussbericht waren es nun acht Studien, in denen die Therapie fast ausschließlich durch OCT gesteuert worden war, teilte das IQWiG mit. Dennoch sei die Studienlage unzureichend. Die IQWiG-Mitarbeiter fanden für nicht vorbehandelte nAMD-Patienten Hinweise auf IVOM-Untertherapien, deren Ursache die Interpretation der OCT-Befunde bei der Diagnostik sei. Die Folge sei eine verminderte Sehschärfe.

Auch bei der Auswertung der Daten zu OCT-gesteuerter Behandlung beim DMÖ im Vergleich zur Behandlung ohne OCT konnte das Institut keinen Unterschied finden – es konnte weder Nutzen noch Schaden der OCT feststellen. Die großen Erwartungen, die viele Fachleute an die OCT knüpften, würden bislang nicht bestätigt, sagte der Ressortleiter "Nichtmedikamentöse Verfahren" im IQWiG, Stefan Sauerland. Ob man mit der OCT den Patientinnen und Patienten wirklich Injektionen ins Auge ersparen könne, ohne Therapieergebnisse zu gefährden, bleibe fraglich.

Der G-BA wird nun darüber entscheiden, ob die OCT für die untersuchten Indikationen in den EBM aufgenommen wird oder nicht. Der IQWiG-Bericht muss dabei nicht befolgt werden, ist aber ein wichtiger Anhaltspunkt.

Der IQWiG-Abschlussbericht zur OCT im Internet Der Abschlussbericht umfasst fast 200 Seiten. Er kann unter <link https: www.iqwig.de de projekte-ergebnisse projekte nichtmedikamentoese-verfahren d15-01-optische-koharenztomografie-oct-bei-neovaskularer-altersbedingter-makuladegeneration-sowie-diabetischer-retinopathie-mit-makulaoedem.6945.html external-link-new-window external link in new>www.iqwig.de eingesehen werden.