Interdisziplinäres Forschungsteam der Universitätsmedizin Magdeburg identifiziert Biomarker zur möglichen Früherkennung
Pankreaskrebs ist eine der bösartigsten Krebserkrankungen weltweit, die trotz operativer Therapie meist nach kurzer Zeit nach wie vor zum Tode führt. Gründe sind eine späte Diagnosestellung und ein sehr aggressiver Verlauf, der eine rechtzeitige Therapie nahezu unmöglich macht. Auf ein Pankreaskarzinom hinweisende, spezifische Biomarker lassen sich im Blut messen und könnten mithilfe Künstlicher Intelligenz frühzeitig erkannt werden. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt die Forschungsgruppe von Ulf Kahlert, Professor für Molekulare und Experimentelle Chirurgie an der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Direktor: Prof. Dr. Roland Croner). Die Gruppe aus Chirurgie, Gastroenterologie und Molekularbiologie der Universitätsklinika Magdeburg, Köln und Heidelberg, veröffentlichte soeben Ergebnisse der Pilotstudie im British Journal of Cancer [1]. Diese könnten dazu beitragen, neue Instrumente zur Früherkennung per Blutprobe zu entwickeln und Therapiestrategien zu verbessern. Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse in einer Studie mit weiteren molekularbiologischen Tests wissenschaftlich überprüft werden. Obwohl der Pankreaskrebs in Deutschland jährlich mit rund 19 000 Neuerkrankungen im Vergleich zu Krebsarten wie Brustkrebs relativ selten auftritt, ist die Erkrankung die vierthäufigste Krebstodesursache hierzulande. Erste Symptome zeigen sich meist dann, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Therapieoptionen sind mit OP und Chemotherapie limitiert. Nur durch komplette operative Entfernung des Tumorgewebes in einem möglichst frühen Stadium besteht überhaupt eine Chance auf längerfristigen Therapieerfolg. Um Überlebenschance oder -dauer mit verbesserter Lebensqualität zu erhöhen, werde eine selektivere und spezifischere Methode zur Tumorfrüherkennung oder des Therapieversagens dringend benötigt, so Kahlert. Sein Team sieht in der Etablierung von miRNA-Signaturen als Biomarker einen möglichen Ansatz: miRNA sind kleinste Moleküle, die eine wichtige Rolle bei Tumorentstehung, Metastasierung und Therapieresistenz spielen. Einige miRNA-Signaturen können mit bestimmten Zellaktivitäten in Verbindung gebracht werden und das lange bevor sich erste Symptome zeigen.
Kahlert: „In unserer Untersuchung haben wir mithilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens Gewebeproben und Blutproben von 26 Patienten mit Pankreaskrebs analysiert und dabei vielversprechende Merkmalsvariablen für Serum-Biomarker zur Identifizierung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden.“ Die beschriebenen RNA-Sequenzen böten Hoffnung für die Entwicklung verbesserter, minimal-invasiver Differentialdiagnostika (Tumor vs. Entzündung), zur schnellen Qualitätskontrolle der Vollständigkeit bei einer Tumorentfernung. Die Daten könnten auch einen Weg für die Entwicklung einer neuen Therapieoption eröffnen. Ob sich die Wirksamkeit der Bluttestung bestätigen lässt, soll in einer größeren Studie mit einer zielgerichteten Quantifizierungsmethode weiter untersucht werden. In diesem Zusammenhang entwickelt die Gruppe derzeit in Kooperation mit Dr.-Ing. Can Dincer vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg einen Chip zur Detektion von RNA-Sequenzen mithilfe der CRISPR/Cas13-Technologie. Es soll ein smartes Diagnoseinstrument für einen Schnellnachweis entwickelt werden und als Kartenlesegerät auch für nicht-spezialisierte Zentren und der ländlichen Versorgung bereitstehen. Das Vorhaben ist BmBF-gefördert. Erkrankte Interessierte – auch mit anderen gastrointestinalen Tumoren (u.a. Leber-, Darm-, Magen-, Ösophagustumore) – wie auch gesunde Interessierte können sich per E-Mail an Professor Kahlert wenden oder sich zu ähnlich gelagerten Studien zur Entwicklung verbesserter Versorgung durch personalisierte Ansätze melden.
Prof. Dr. rer. nat. Ulf Kahlert, Molekulare und Experimentelle Chirurgie der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg, Tel. 0391/67-15528, ulf.kahlert@med.ovgu.de
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1. Shi W, Wartmann T, Accuffi S, et al (2023) Integrating a microRNA signature as a liquid biopsy-based tool for the early diagnosis and prediction of potential therapeutic targets in pancreatic cancer. Br J Cancer. doi.org/10.1038/s41416-023-02488-4