Untersuchung der Blickbewegungen von Kindern können Hinweise auf autistische Störungen liefern

Autistische Störungen bei kleinen Kindern zu diagnostizieren ist schwierig, insbesondere vor dem 18. Lebensmonat. So kommt es Untersuchungen zur Folge in den USA oftmals zu Verzögerungen bei der Diagnosestellung, die bis zu einem Jahr dauern können. Auf der Suche nach einem schnelleren Diagnosemarker haben Wissenschaftler des „Marcus Autism Center Children’s Healthcare“ (Atlanta, USA) die Blickbewegungen von etwa 500 verhaltensauffälligen Kindern zwischen 16 und 30 Monaten untersucht (Eye-Tracking), während sich die Kinder Videofilme mit sozialen Interaktionen ansahen [1]. Parallel wurden die Kinder durch Spezialisten mit den üblichen Methoden untersucht und diagnostiziert und es wurde bei 46,5% der untersuchten Kinder eine autistische Störung entdeckt. Beim Vergleich mit der Methode des Eye-Trackings ergab sich eine hohe Übereinstimmung: Der prozentuale Anteil der Fixationszeit bei Kindern mit einer diagnostizierten autistischen Störung nahm im Vergleich zu den Kindern ohne Autismusdiagnose signifikant ab. So wies die Messung mittels Eye-Tracking bei der gesamten Gruppe eine Sensitivität von 71,0% und eine Spezifität von 80,7% im Vergleich zur klinischen Diagnose durch Experten auf. In der Untergruppe der Kinder mit bestätigter Autismusdiagnose hatte der Eye-Tracking-Test eine Sensitivität von 78,0% und eine Spezifität von 85,4%. Die Wissenschaftler resümierten: „Bei 16 bis 30 Monate alten Kindern, die an eine Spezialklinik überwiesen worden waren, war eine auf Eye-Tracking basierende Messung des sozialen visuellen Engagements prädiktiv für Autismusdiagnosen durch klinische Experten.“

1. Jones W et al (2023) Eye-tracking-based measurement of social visual engagement compared with expert clinical diagnosis of autism. JAMA 330: 854–865