Wien: In memoriam Johannes Poigenfürst (1929–2024)

J. Poigenfürst © privat

Prof. Dr. Johannes Poigenfürst, Ärztlicher Leiter des „Lorenz Böhler“-Krankenhauses der AUVA in Wien von 1984 bis zu seiner Pensionierung 1997, ist am 11. März 2024 verstorben, wenige Tage vor seinem 95. Geburtstag. Poigenfürst wurde in Wien geboren, wo er aufwuchs, später studierte und 1955 promoviert wurde. Anschließend begann er seine Facharztausbildung für Unfallchirurgie zunächst in Berlin (West), England und Schweden. 1967 bis 1968 schloss er eine Fachausbildung in New York an. 1972 habilitierte sich Poigenfürst und wurde 1983 zum ordentlichen Professor ernannt. Der Traumatologe hat dank seines unermüdlichen Einsatzes, seines fachlichen Wissens und Könnens tausenden Menschen nach schweren Unfällen geholfen und sie zurück ins Leben geholt. In den frühen 1990er Jahren initiierte er den Bau der „Casa Austria“, einem Unfallkrankenhaus im rumänischen Temeswar. Schon zuvor engagierte er sich dort für die notfallmedizinische Versorgung: Mit einem Hilfskonvoi versorgte er mit einem Ärzteteam schwerverletzte Opfer der rumänischen Revolution. Poigenfürst erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die „Ehrenmitgliedschaft der österreichischen Gesellschaft für Chirurgie“, den „Viktor-Frankl-Preis der Stadt Wien“ sowie die „Elisabethmedaille in Gold“ der Caritas. 1995 wurde er Ehrenbürger von Temeswar. Die 1994 in Österreich medial stark begleitete Debatte um das Arbeitszeitgesetz wurde von Poigenfürst mit Leidenschaft geführt. Eine Leidenschaft, die dem Kollegium des Traumazentrums Lorenz Böhler wohlbekannt war. In Zusammenarbeit mit der Regierung Österreichs, der Caritas Österreich und dem Caritas-Verband der Diözese Temeswar wurde die „Casa Austria“ schließlich 2003 fertiggestellt. Das moderne Unfallkrankenhaus, das einzige dieser Art in Rumänien, hat 60 Betten und umfasst die Abteilungen Polytraumatologie, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie sowie Verbrennungen.