Wissenschaftliche Publikationen: Anzahl an Autorinnen nimmt langsam zu

Auch wenn wissenschaftliche Publikationen aktuell noch mehrheitlich von Autoren verfasst werden, so steigt der Anteil der Autorinnen an. Zu diesem Ergebnis gelangten Wissenschaftler um John Ioannidis vom „Meta-Re­Search Innovation Center at Stanford“ (METRICs) an der Stanford University bei ihrer Analyse von 5,8 Millionen Autoren, die innerhalb der letzten etwa 20 Jahre in einer der wissenschaftlichen Disziplinen publiziert haben [1]. Grundlage der verwendeten Daten war die Scopus-Datenbank, die Arbeiten aus allen wissenschaftlichen Bereichen, darunter auch viele medizinische Fachgebiete, umfasst.
Über die letzten 20 Jahre hinweg lag der Anteil der Autoren um das 1,88-Fache höher als der Anteil der Autorinnen. Beim Vergleich der am häufigsten zitierten Autoren ist der Anteil der Männer über die gesamte Zeitspanne um das 3,21-Fache höher.
In den Veröffentlichungen vor dem Jahr 1992 war der Anteil der Autoren am höchsten, er lag um das 3,93-Fache höher als der Anteil der Autorinnen. Zwischen 1992 und 2001 holten die Autorinnen etwas auf, der Anteil der Autoren betrug in dieser Zeit nur noch das 2,06-Fache. Ab dem Jahr 2011 glichen sich die Zahlen immer mehr an, die Autoren publizierten nur noch etwa 1,36-mal so viel wie ihre weiblichen Kollegen. Dieser Trend zeigte sich auch bei den meistzitierten Publikationen: Während vor dem Jahr 1992 die Autoren noch 6,41-mal häufiger zitiert wurden als die Autorinnen, lag der Anteil der meistzitierten Autoren nach 2011 nur noch um das 2,28-Fache höher.
Diese Erhebungen unterscheiden sich zudem deutlich, wenn man unterschiedliche Länder oder unterschiedliche Fachgruppen vergleicht. So publizierten nach dem Jahr 2011 in 11 Ländern mehr Autorinnen als Autoren. In Thailand beispielsweise veröffentlichten Männer nur 0,63-fach so viele wissenschaftliche Publikationen wie Frauen, in Italien und Rumänien veröffentlichten die Autoren nur 0,87-fach so viele Publikationen wie die Autorinnen. In den meisten Ländern dominieren jedoch auch in den Veröffentlichungen seit 2011 die Männer: Insbesondere im Irak (6,85-fach) und Saudi-Arabien (4,06-fach) ist der Anteil der Autoren nach wie vor extrem hoch.
In Deutschland überwiegen in den Veröffentlichungen seit dem Jahr 2011 die Autoren immer noch deutlich (1,83-fach). So gab es hierzulande insgesamt etwa 58.400 Autoren und lediglich 32.000 Autorinnen.
Im Vergleich der Fachgruppen konnte nachgewiesen werden, dass in den Fächern Orthopädie und Chirurgie die wenigsten Autorinnen zu finden sind (auch in der Augenheilkunde überwiegt der Anteil der Autoren deutlich), während beispielsweise in den Fachgebieten Krankenpflege, Epidemiologie und Rehabilitation der Anteil an Autorinnen überwiegt. Insgesamt übertrafen die Autorinnen in 32 von 174 Fachgebieten ihre männlichen Kollegen bei der Anzahl der Publikationen.
Etwa ein Drittel der Daten der Scopus-Datenbank (36,1%) konnten nicht ausgewertet und berücksichtigt werden, da den Autoren keine sichere Geschlechtsidentität zugeordnet werden konnte.
 
1. Ioannidis J P et al (2023) Gender imbalances among top-cited scientists across scientific disciplines over time through the analysis of nearly 5.8 million authors. PLoS Biology 21: e3002385, DOI: 10.1371/journal.pbio.3002385