WUKO 2023: „Die Wunde im Fokus – der Mensch im Mittelpunkt“ mit neuem Teilnehmerrekord

Kongresspräsident Joachim Dissemond ©Conventus

WUKO 2023 ©Conventus

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Unter dem Leitgedanken "Die Wunde im Fokus – der Mensch im Mittelpunkt" setzte in diesem Jahr der sechste Nürnberger Wundkongress (23. bis 24. November 2023 in Nürnberg) den Schwerpunkt auf die ganzheitliche Betrachtung des Patienten. So standen Themen wie telemedizinische Wundbehandlungen und Künstliche Intelligenz (KI) unter Vorsitz von Tagungspräsident Prof. Dr. med. Joachim Dissemond, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Essen, im Vordergrund. Insgesamt 26 Fachgesellschaften und Verbände haben durch ihre Sitzungen und Workshops von Acne inversa bis Wunddébridement ein vielfältiges und breites Themenspektrum abgebildet.
Mit rund 2000 Teilnehmern hat sich der zweitägige "Wund-Kongress des Südens" im Vergleich zu 2022 im Zuspruch weiter gesteigert. Über 160 Beiträge in 90 Sitzungen erwartete das Publikum aus fast allen relevanten Bereichen der Medizin wie Chirurgie, Dermatologie, Diabetologie, Phlebologie, Angiologie, Geriatrie und Lymphologie, Intensivmedizin sowie Hygiene und Mikrobiologie ein abwechslungsreiches Programm. Ein Highlight waren die Ausblicke in die Perspektiven der Diagnostik und Behandlung. Hier wurde auch aufgezeigt wie weit fortgeschritten die digitale Versorgung in Deutschland tatsächlich ist und wie zukünftig intelligente Hightech-Verbandmaterialien die Wundversorgung verbessern können.
Der Tagungspräsident Joachim Dissemond gilt als Verfechter einer gründlichen Diagnostik und ist wesentlich an der Entwicklung von diagnostischen Hilfen und Handhaben für die Therapie von Menschen mit chronischen Wunden beteiligt, wie dem TILI-Score, der ABCDE-Regel und dem M.O.I.S.T.-Konzept.
Auf die Frage, wie die Heilung von Wunden gefördert werden kann, ging Prof. Dr. Manfred Schedlowski in seinem Eröffnungsvortrag ein. Der Psychologe und Placebo-Forscher ist der Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen und beschäftigte sich damit, wie Placebo-Effekte nutzbringend eingesetzt werden können. „Es ist keine Einbildung. Der Placebo-Effekt schafft tatsächlich messbare, neurochemische Veränderungen in Gehirn und Körper“, erklärte der Wissenschaftler in seinem praxisrelevanten Vortrag, bei der Eröffnungs-Sitzung. Eine positive Erwartung kann demnach einen positiven Einfluss auf die Heilung haben. Dafür ist eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation wichtig.

Perspektiven in der Wundbehandlung

Warum patientenberichtete Daten für die Lebensqualität der Betroffenen wichtig sind, darum ging es speziell in der Hauptsitzung "Patient Reported Outcome Measures (PROM)". Prof. Dr. Matthias Augustin, Hamburg, berichtete über die Nutzung der Patientenperspektive in der Praxis. Behandlungen können durch validierte Messinstrumente angepasst und verbessert werden, was bei chronischen Erkrankungen eine kontinuierliche Verbesserung der individuellen Lebens- und Versorgungsqualität bedeuten kann.
Eine vielversprechende Möglichkeit zur Verbesserung verschiedener Aspekte der Wundheilung bietet die Kaltplasma-Therapie. Dr. Nessr Abu Rached, Bochum, stellte erste Zwischenergebnisse der POWER-Studie (Plasma On chronic Wounds for Epidermal Regeneration) vor. Im Vergleich zur Standardwundtherapie erhöhte sich der Wundverschlussfaktor signifikant. Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom März 2023, eine Erprobungsstudie durchzuführen, ist dabei die letzte Hürde auf dem Weg zur Erstattung. Bis zum Routine-Einsatz wird es allerdings noch dauern.

Digitale Wundversorgung

Ein Update gab es auch in der digitalen Wundversorgung. „Im Hinblick auf die epidemiologische Entwicklung mit immer mehr älteren Menschen und zeitgleich immer weniger Mitarbeitern im Gesundheitswesen, ist die Telemedizin ein sehr wichtiger Ansatz“, erklärte Tagungspräsident Joachim Dissemond. Gleich drei Hauptsitzungen befassten sich mit den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Telemedizin. KI-basierte sogenannte Smart Dressings in Verbindung mit Telemedizin sind dabei ein zentrales Thema für die Zukunft. Doch bis KI-gestützte Lösungen für eine Unterstützung der Versorgungsstruktur bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden in der Praxis eingesetzt werden ist es noch ein weiter Weg. Ende August 2023 hat allerdings das Bundeskabinett mit dem Digital-Gesetz (DigiG) und dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) zwei Vorhaben beschlossen, die für das Vorantreiben der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung eine zentrale Voraussetzung sind.

Wund-Slam und Preis-Verleihungen

Nach der Premiere des Wund-Slam 2022 konnten sich in diesem Jahr die Hersteller verschiedener Wundprodukte wieder an einer, den Poetry Slam angelehnten Product-Science Slam versuchen. Die Bandbreite reichte von einem Zauberkünstler, über einen Rap und Gedichten bis zu einer Showeinlage im Stil einer Quizshow.
Zum Abschluss des Wundkongresses wurden der beste Freie Vortrag und das beste Poster gekürt. Frau Naomi Bosch aus Erlangen erhielt den Posterpreis für ihre Arbeit über Heparin-induzierte Nekrosen – eine häufig unterschätzte Komplikation, deren genaue Pathomechanismen bislang noch unklar sind. Dr.-medic. Alexandru Tigla aus Burghausen wurde für sein Referat zur Auswirkung von nicht heilenden Zehenamputationen im Verlauf eines Jahres, als dem besten freien Vortrag geehrt.

Bitte vermerken Sie schon jetzt die 7. Auflage des Nürnberger Wundkongresses in Ihrem Kalender!
Vom 5. bis 6. Dezember 2024 in der Nürnberger Meistersingerhalle.

Katrin Franz (ehem. Richter), Conventus Congressmanagement & Marketing, 07745 Jena